Michi hatte noch kein Vertrauen zur Kawa Lichtmaschine und bestand darauf, vor dem ersten Rennen noch mal nach dem Rechten zu sehen. Es kam wie es kommen musste, er schwor im November zwei Reibscheiben eingebaut zu haben, jetzt war nur noch eine da! Fünf vor Motorschaden! Und das nach einem Bördesprint und 5 Tagen Almeria!
Ich realisierte, dass 2005 ein noch chaotisches Jahr als das davor werden dürfte. Einen halben Tag fahren, „Bumm!“, Kawa im Sack. Und dann den anderen beim Aufzünden zugucken!?
Ich fing an, mich über meine Gabelaktion zu ärgern, die Kawa muss vom Hof.
Bei Ebay gabs neue graue für 9500,-. Ok, sofort verkaufen wäre Finanzharakiri. Wie bei Aktien, den Wertverlust hat man erst, wenn man verkauft.
Es musste Lebensqualität her! Was bedeuten schon diese bunten Papierfetzen? Ich musste Akzente setzen und das Drittmotorrad erwerben.
Ich hatte noch nie eine Yamaha, dass muss ein Ende haben. Da ich sowieso das ganze Jahr bei Bike Promotion zünden wollte, hab ich mich in den schwach besetzten R1 Cup angemeldet. Wenig Feind, viel Ehr!
Alles weitere war dann recht unkompliziert, bei BPs die Anmeldung ausgefüllt (Wunschfarben waren möglich -> Gelb), bei Laaks eine R1 bestellt und Konto bis auf den letzten Cent geleert.
Schon beim Einfahren war es beeindruckend, wie schlecht die Bremse der R1 war. Respekt!
Nach und nach kamen dann Verkleidung inclusive Tankhaube (Gelb/Blau lackiert), Helm, Daytona Stiefel( vom feinsten!), Stahlflex, Fußrastenanlage... nur das Federbein lies auf sich warten.
Die Gabel habe ich dann zum erstenmal in meinen Leben per Post versand, zurück kam sie allerdings mit eingedrückten Zugstufenschrauben. Vom Versenden bin ich weg!
Da direkt vor dem Sachsenring Einführungstraining ein BP Meisterschaftstermin in Most am Plan stand, und alles Wunderbar am Weg liegt, belud ich meinen Opel mit der R1 und der frisch von Michi geholten Kawa. Die Kawa hatte immer noch Teile der Scheibe in sich, das Öl bei den mehrfach von mir gemachten Wechseln hatte graue Schleier und im Ölfilter fanden sich Späne.
Ich war gespannt, wie und wie lange meine zahllosen Neuerrungenschaften funktionieren würden...
Am Freitag war es kühl aber trocken, fahren in drei Gruppen war angesagt. Um die R1 kennenzulernen, begann ich das Training auf der R1. Ich fühlte den ominösen Michelin Pilot Power auf den Zahn. Fahrwerk war wie von SO bzw. Yamaha geliefert, am Federbein hatte ich nur die Federvorspannung erhöht.
Richtig Spaß machte das nicht, ich glaube die schnellste Runde war eine 1.46.
Der Motor fühlte sich schwächlich an, erst ab 9-10 kU/min kam Leben ins Gerät. Außerdem war die R1 sehr unhandlich, ich habe die Gabel oben bündig mit der Gabelbrücke eingebaut. Dafür konnte ich relativ Stempelfrei bremsen.
Ich habe dann einen alten D208GP von Socken vorne und hinten einen angefahrenen Metzler Racetec Slick montierten lassen.
Damit waren dann lockere 1.42 er Zeiten drin, war auch bitter nötig, denn ich wurde nach meinen Geschmack zu oft überholt. Der Racetec Slick ist sehr zu empfehlen.
Zum Zeittraining hab ich dann die Kawa rangenommen, der Unterschied ist schon gigantisch, 600er Handling und Druck ab 6000 U/min. Ich bin mit den Almeria Racetecs eine 1:42 gefahren.
Während ich mit viel Freude wunderbare Striche auf den Asphalt malte, schraubte der frischgebackene R1 Cup Pilot Reidi den ganzen Tag an seiner nagelneuen R1. Ich hatte das Teil in 2 Stunden umgebaut....
Nachdem er eine Ewigkeit die R1 nicht zum anspringen bewegen konnte, was mich sehr amüsierte, füllte ich ihm einen Liter Sprit in den Tank. Das Leiden hatte ein Ende

Samstag waren die Sprintrennen angesetzt, ich habe mir die Kawa fürs Rennen auf einen Dunlop Slick „701“ vorne und einen ollen 2002er SC2 Rennsport in 190/55 hinten gestellt.
Das weitere Training fuhr ich auf der R1, wir mussten noch Kumpels werden. Ich habe bei der R1 die Übersetzung vorne einen Zahn kleiner gemacht, der 190/55er Hinterreifen schliff an der Schwinge. Danach ging die R1 auch deutlich besser aus den Kurven.
Das Hubraumquanzen Rennen wurde sensationell von Robbe gewonnen! Die Feierlichkeiten stellten die der Papstwahl bei weiten in den Schatten! Ich habe mich sehr darüber gefreut, Robbe und ich sind schließlich der Vorstand des Schwarzbier Fanclubs!
In der Startaufstellung war ich in der 4. Reihe zu finden, war mir aber wurscht, meine Starts sind legendär und wer weiß, wie lang die Kawa hält.
Ich bin zur Einführungsrunde spät in der Box fertig geworden, also steckte ich die Handschuhe schnell in den Kombi und lies diesen Bauchnabeltief offen. Die Steckenposten brüllten in der Einführungsrunde lustige Sachen und winkten sehr unentspannt mit ihren Fäusten und Fahnen, wurden aber friedlich als ich die Handschuh ordnungsgemäß platzierte und den Kombi zuzog.
Durch den Dunlop, der die Kawa noch Handlicher werden ließ, war die Umstellung gewaltig.
Ich schob mich beim Start auf den 6. Platz, wurde in den nächsten Runden von Cup Kollege Frank Lehmann überholt. Normen presste eine 1:37, konnte dann, wegen schlechter körperlicher Fitness, nicht mehr und ist rausgefahren. Er erzählte später was von lockeren Teilen im Heck...ich glaube kein Wort

Mit meinen, nur 5 km weit entfernt von mir wohnenden Kumpel Frank Spenner, lieferte ich mir schöne Überholmanöver. Er fuhr eine 2003er R1. Auf der Bremse stärker und bei der Kurveneinfahrt schneller als ich, richtete er mich dreimal, meist vor den zwei rechts vor Start Ziel. Auf der Zielgraden konnte ich dann, Kawa Power sei Dank, wieder vorbei. Hat Spaß gemacht!
In Runde 7 wurde dann beim Matadorbogen Gelb geschwenkt, ein Mopped lag im Dreck.
Ich sah, das der nächste Streckenposten die Rote schwenkte und verringerte das Tempo um rauszufahren. Forumsmitglied Rudi ist mit Vollgas an uns vorbei.
Mal sehen, wie es ihm gefällt, wenn er nach einem Sturz auf der Strecke liegt und ein Flaggenmissachter ihn überrollt. Nicht zu fassen!
Ich wurde 8ter, Genscher Stefan hat gewonnen. Seine verlängerte K1 Schwinge scheint gut zu funktionieren. Er hats verdient. Schön das es nicht schadet, immer hart am Glas zu sein!
Schnellste Runde von mir war eine 1.40, ich werde jedes Jahr eine Sekunde langsamer....
Nach dem Rennen hab ich dann noch ein paar schöne Schräglagen mit der R1 gemacht. War sehr vernünftig.
Erste Schrauben vom Krümmer lagen abgerissen im Verkleidungskiel...
Am Sonntag habe ich der R1 vorne einen neuen SC2 Slick und hinten das gleiche in angefahrenen Zustand montieren lassen. Mir kam es so vor, als sei sie hinten zu weich, also drehte ich die Druckstufe von 14 auf 4 Klicks zu. Zum testen kam ich dann nicht mehr. Kurz vor dem Rennen wurde dann das Boxengeld eingesammelt, die Abrechnung erfolgte nach Mopeds. Ups! 75,- Euros weg. Erste Zweifel an der multiplen Moped Philosophie kamen mir in den Sinn.
Sprit war auch alle, mein Bus eingeparkt. Lenzer fuhr mich mittels Roller zur Tanke, allerdings hatte der Tanker Mittagspause. 5 Minuten vor dem Rennen hatte ich genügend Sprit zusammen geschnorrt. Ich war vor dem Rennen fix und fertig, also Entspannung durch Aufzünden.
Mein Start war bemerkenswert, ich lies locker laufen. Die R1 war durch den Pirelli Vorderreifen sensationell unhandlich und der Grip am Hinterrad war übelst. Ich habs wohl mit der Druckstufe übertrieben.
Irgendwann in der Links nach der Schikane tauchte Lenzer neben mir auf, ich hatte den Peace Modus aktiviert und lies ihn großmütig vorbei. Das tat ich dann bei einer Reihe von Quanzenfahrern, zu meiner positiven Überraschung war auch Dude dabei. Seine Schräglagen waren spektakulär.
Ich beendete das Rennen als 5. in meiner Klasse mit 1.40er Zeiten und drehte die Druckstufe wieder auf.
Vor lauter Fahrwerk hab ich die Siegerehrung verpasst! Peinlich. Normen hat das Rennen gewonnen, gut so!
Reidi und ich nutzten die akute Streckenleere am Sonntagnachmittag um die R1en nach allen Regeln der Kunst durchzuladen.
Dabei stellte sich heraus, das Reidi auf der Start Ziel locker an mir vorbei fahren konnte und wenn er vorne war, ich grad so im Windschatten hinterherkam. Einfahren lohnt nicht immer...
Sonntagabend sind wir dann gemütlich zum Sachsenring gefahren. Dort war das Fahrerlager äußerst übersichtlich, man hat den negativen Wetterausblick zur Kenntnis genommen.
Bei der Anmeldung stolperten zwei Österreicher rum, die offensichtlich ein paar Bier genossen hatten. Im Beisein von Frank Sehns Freundin holte einer der beiden seinen Pillemann ans Abendlicht und urinierte ausgiebig auf den Fahrerlagerplatz.
Der andere konnte dann den ersten Cup- Sturz verbuchen, er schmiss seine R1 um.
Nach dem Motto „Die Stooges beim R1 Cup“.
Beim Rundgang durchs Fahrerlager schallten aus einem Wohnwagen Motorengeräusche. Der normale Aufzünder wird von so was angezogen wie die Mutter an der Radachse.
Nach andächtigen Starren auf die Heldentaten von den Superbikern stellte sich heraus, das der junge Mann, der sich dieses ansah, Cheffe aus dem Forum ist. Es finden sich immer normale Leute!
Am Montag wurde mir ganz weihnachtlich. Es gab jede Menge Pakete (Auspuff, Federbein, usw.), Kombi und Handschuhe.
Pünktlich um 9 Uhr fing es an zu regnen. Wir hatten dann eine extra Cup Fahrerbesprechung, bei der viele Sponsoren zugegen waren. Unter anderem teilte uns der Dunlop Mann mit, das wir auf den neuen D208 GP RACER in 120 /180 aufzünden würden! Ist zwischen dem GP und den RR angesiedelt. Mir fiel ein Stein vom Herzen, mit Straßenreifen kann ich nix anfangen.
Da ich keinen Bock auf Regenzünden hatte, bastelte ich das Federbein in die R1. Ich habe lang nicht soviel geflucht wie an diesen Morgen, war echt eine Aktion. Stahlflex und WP Lenkungsdämpfer wurden dann am Nachmittag dran gebastelt. Nur wenige kauften sich die witzigen Dunlop Regenreifen. Das Profil sah aus, wie bei den kleinen Spielzeug Bikes. Penz lies die Cup BMW fliegen, wie immer schön anzusehen. Was bei Regen alles möglich ist....
Abends sind alle Cupies eine Runde Kart auf den Deckel von BP gezündet und haben eine handvoll Bier geleert. Sehr vernünftig. Zurück in der Box beleidigte ich die dort zu Besuch erschienen R6 Cup Fahrer mit blumigen Worten. Ich erzählte von Fahrräder mit Hilfsmotor die bei Gegenwind stehen bleiben würden.... Joggi fand das gar nicht witzig, was ich dann umso besser fand.
Am Dienstag reisten viele schon ab, es regnete weiterhin. Fehler!
Gegen Mittag wurde dann alles gut.
Die Piste trocknete ab, ich gab der R1 die Sporen.
Es hat einige Runden gedauert bis ich den Sachsenring wieder im Kopf hatte. Macht einfach Laune die Piste, ich fuhr viele Runden. Das WP Federbein fühlt sich komisch an. Einerseits ziehts die R1 beim Gasgeben in die Schwinge, andererseits hatte ich den Eindruck es wäre zu hart. Egal, aufzünden. Ich gewöhne mich an alles. Als am Hinterreifen fast keine Verschleissmarken zu sehen waren, wars am lustigsten. Ich konnte die schwarzen Striche genau sehen. Bei leichter Gewichtsverlagerung gabs die schönsten Wheelies. Kurz gesagt: Ich hatte Spaß. Die R1 und ich wurden Kumpel.
Einige der Cupies, die nur ein Moped ihr eigen nennen, hatten dadurch viel Geld und probierten die neuen Dunlops und waren voll des Lobes. Einzig die Haltbarkeit war nicht so toll.
Zum Ende der Zündungen sind Joggi, Reidi und ich noch mal zusammen raus. Joggi erzählte was von verschlissenen Hinterreifen, wo rauf ich Vorschlug, ein paar „runde“ Runden zu fahren. Reidi hat sich die Dunlops draufgezogen. Joggi vorne weg, dann Reidi und ich. Reidi fuhr aufgrund der neuen Pneus verhalten, sodass ich ihn überholte, um den enteilenden Joggi zu folgen. Runden später ging Reidi an mir und Joggi vorbei, Joggi wollte hinterher und hat die R6 formatfüllend in der schnellen Rechts den Berg runter vernichtet....
Hubraumquanzenfahrer sind anders!
Ich freue mich auf den Lausitzring...
Freens #81