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Out of Lausitzring

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Out of Lausitzring

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Beitrag von Hajo »

Nabend ihr Pillemänner da draußen, hier der erste Teil der lausitztinischen Begebenheiten

Part I
Wer früher bremst, hat ein heiles Mopped.


Eigentlich wollte ich am Dienstag nach Pfingsten, also direkt nach dem glorreichen 3. Siegerplatz des Teams männliche Vernunft in Oschershausen ein wenig in der Lausitz angasen. Ich war noch nie in dem lausitztinischen Bodenprobengebiet, hatte aber schon durch apokalyptische Erzählungen über unglaublich viele Kiesbetthüpfer in dieser Gegend gehört. Leider war ich nach dem Pfingstwochenende nicht im Stande, irgendwas außerhalb meines Bettes zu tun und ergab mich meiner Grippe, die mich schon das ganze Wochenende nervte.

So war ich also völlig unvorbereitet auf das, was mich dort erwarten sollte. Da 99,45 % meiner Bekannten diesen Retortenkurs mit übelsten Schimpfwörtern belegten, schwante mir nix Gutes. Egal, pünktlich am Donnerstag Abend hatte ich den T4 mit Allem beladen und ging früh ins Bett. Wie sollte es dieses Jahr anders sein, nervte mich mal wieder eine kleine Erkältung inkl. Halskratzen. Freitag Mittag machte ich Feierabend, holte aufgrund der Wettervorhersage noch eine frische Gaspulle für den Wohni, kaufte eine Europalette Tetrapacks mit lieblicher Flüssigkeit und füllte die Reisekasse für etwaige Notkäufe an der Rennstrecke. Flugs war der Wohni angedockt, Frau und Kind verladen und ab gings in Richtung Hauptstadt. Die Anreise gestaltete sich unspektakulär. Wir ließen Downtown Berlin links liegen und erreichten bei stetig schlechter werdendem Wetter die Arena zu Lausitz. Vorbei an nett angelegten Parkplätzen, niedlich geschnittenen Hecken und einem süßen Springbrunnen umringt von einem Kreisel erreichten wir die Schranke zur Einfahrt ins Hackfressenlager. Der Bärtige wollte tatsächlich die Nennungsbestätigung sehen, ich hatte sie aber sicherheitshalber zu Hause gelassen. Nachdem ich ihm sagte: „Ich bin klein, mein Herz ist rein, sollen alle Aufzünder drin wohnen, ob groß ob klein, ich will auch immer artig sein.“ ließ er mich mit leicht verwirrtem Blick passieren.

Der Lagerplatz der Fahrer hat geradezu biblische Ausmaße. Um das Ganze zu unterstützen, wurde auf jedes Gefälle zur besseren Regenwasserabführung konsequent verzichtet. So gingen wir alle übers Wasser und bauten unser Lager auf. Es regnete gerade nicht, also warfen wir den Grill an und speisten fürstlich. Endlich regnete es wieder und wir konnten unseren 6x3m Pavillion aufbauen. Nachdem wir komplett durchnässt waren und wir unser vollbrachtes Werk betrachteten, hörte es sofort auf zu regnen. Ein Rundgang durchs Fahrerlager auf der Suche nach simpler Cola gestaltete sich unglaublicherweise als nicht zu lösende Mission. Diverse Bierangebote später griff ich schließlich zu und ergab mich meinem Schicksal. So begab es sich, dass ich ohne meine Ration Korea ins Bett ging. Ein Fehler, wie sich am näxten Tag herausstellen sollte.

Der Morgen graute früh, es war kalt aber trocken. Die Vorhersagen konnten sich nicht so recht festlegen, der Trend war aber eher in Richtung regenfrei. Meine Kleine besohlte ich vorne mit einem 2004er Dunlop in harter 640er Mischung. Dieser Reifen war seinerzeit in Brünn übelst aufgerissen, ich wollte ihm hier eine neue Chance geben, da Robert höchstselbstpersönlich meine Gabel nach seinem Gusto abgestimmt hatte (beim diesjährigen Brünnevent, dessen Bericht noch auf Fertigstellung wartet). Hinten warf ich einen alten Pirelli Slick SC2 drauf. Da ich keinerlei Streckenkenntnis hatte, nervte ich diverse Leute, wo die Schlüsselstellen seien und wo man aufpassen müsste. Ergebnis: Der ganze Kurs ist mit Vorsicht zu geniessen, aha! Ich aktivierte meinen Laptimer, fragte Robert, wo ich nach Ausfahrt der Boxengasse abbiegen müsste und schaute mir das Ganze mal an.

Der Kurs ist total zusammengewürfelt und lässt keine flüssige Linie zu. Nach ca. 5 Runden hatte ich erst mal genug und ließ diese Piste auf mich wirken. Nach kurzer Kontrolle der üblichen Schrauben enterte ich die Strecke erneut ohne Wheelie und versuchte, eine zarte Freundschaft mit dem Kurs zu schließen. Aber wir waren auf völlig untgerschiedlicher Wellenlänge, daher gestalteten sich die Annäherungsversuche sehr schwierig. Gehen wir mal eine Runde durch. Ende Start/Ziel nervt der rot/weiße Poller. Man kann nicht in die Kurve reinschauen und legt mehr oder weniger blind um. Die erste Rechts/Links Kombination lässt sich schön flüssig fahren, man kann den Boliden voll in die links reinlaufen lassen, wartet die Bodenwellen ab und gibt kurz Zwischengas. Die nächste rechts bremste ich kurz an, versuchte innen zu bleiben, um früh in die links auf die Gegengerade umzulegen. Diese Ecke ist absolut dämlich zu fahren, man steht fast und fährt über einen Absatz auf das Oval, ganz dusselig das Ganze. Dann kommt so was wie ein viertel Meilen Rennen. Quasi aus dem Stand auf die Anbremszone Ende der Gegengerade zu. Hier kann man das Mopped nicht so richtig reinlaufen lassen, sondern muß hart in die Eisen und dann umlegen. Die nächste Rechts geht unter Zug und man kann kurz voll auf die nächste Links beschleunigen. Hier bietet sich immer die Möglichkeit, an Kollegen innen vorbei zu stechen. Aus der Links muß man blind rausbeschleunigen, um möglichst viel Speed auf die Zwischengerade mitzunehmen. Nun kommt eine schöne Rechts, in die man das Mopped ähnlich wie in Brünn Ende der Zielgeraden voll reinlaufen lassen kann, eine der wenigen schönen Ecken am LSR. Am Kurvenausgang kann man verschiedene Linien wählen. Als recht gut hat sich bei mir herausgestellt, dass man die Rechts in zwei Scheitelpunkte teilt. Nicht komplett innen bleiben, sondern kurz leicht nach Außen treiben lassen, dann spitz umlegen und eher ans Gas. So konnte ich einige Kollegen innen ausbeschleunigen. Die nächste spitze Links ist extrem wellig in der Anbremszone und man verschätzt sich als Neuling sehr leicht. Entweder viel zu früh oder zu spät auf der Bremse. Dann wieder rausbeschleunigen, einmal hochschalten und voll durch die Rechts. Dann den Anbremspunkt der Schikane vor Start/Ziel nicht verpassen, hier fast stehen bleiben und die Kleine extrem hin und herwerfen. Eingang Start/Ziel ist extrem highsidergefährdet, weil man hier brutal früh ans Gas gehen muß, um Schwung für die Zielgerade zu bekommen. Diese Passage erinnert mich an die brasilianische Formel1 Strecke, wie ich sie aus alten „Grand Prix 2“ Zeiten kannte.

Um die gerade beschriebene Linienwahl heraus zu bekommen, stand ich einmal in der Schikane vor Start/Ziel im Kies, hatte an diversen Kurven das große P in den Augen und nutzte je einmal den Notausgang Ende Start/Ziel und Ende Gegengerade. Immerhin hatte ich nun einen halbwegs akuraten Plan von der Strecke. Eine tiefe Freundschaft werde ich mit ihr aber wohl nie schließen.

Ein Besuch bei Johannes sollte Tipps bezgl. der Reifenwahl bringen. Mein Pirelli war hinten extrem aufgerissen. Der vordere 640er sah top aus. Mir fiel ein, dass ich Robert noch huldigen musste ob seiner genialen Gabelabstimmung. Insgesamt schlug die Gabel zwar auf den Bodenwellen durch, aber dagegen dürfte eh kein Kraut gewachsen sein. Zumindest ergab eine penible Beobachtung diverser Kabelbinder an anderen Boliden diese Vermutung. Johannes erwähnte den Racetec K2, der gut funktionieren sollte. Mein Plan war, eben jenen Metzeler im Sprintrenn erstmalig auszuführen. Da mein Laptimer verbrauchte Batterien anmeckerte, schaute ich auf die ausgedruckten Zeiten. Ich dümpelte auf Platz 20 mit einer 56er Zeit. Das war ja gerade zu lächerlich. Da selbst der kleine Normen bei seinem ersten Auftritt eine 50er Zeit gefahren hatte, begab ich mich sogleich auf die Suche nach den fehlenden 6 Sekunden. Ich gönnte meinem Boliden dafür hinten einen wenig angefahrenen Battlax Slick in ycx-Mischung. Dieser Pneu hatte nur das Sprintrennen und das Qualifying in Brünn in den Knochen. Vorne ließ ich weiterhin den alten 640er drauf. Der würde schon noch funktionieren, war ja ein Dunlop. Der Bolide blubberte angriffslustig vor sich hin, ich lenkte ihn an Robert und mehreren hässlichen Mülltonnen vorbei auf die Strecke.

Da man am meisten Zeit beim Anbremsen verschenkt, versuchte ich die Bremspunkte koreamäßig zu verschieben. Ende der Gegengeraden wählte ich das 150m Schild, was zugleich das erste Schild darstellt. Wer bremst schon vorm ersten Schild! Das Mopped wurde unruhig, mir kamen erste Zweifel an meiner Entscheidung und ich schwuchtelte schließlich in den Notausgang, drehte eine kleine Ehrenrunde an den Streckenposten vorbei und war etwas unzufrieden. Aber so schnell gab ich nicht auf. Beim nächsten Umlauf bremste ich bei ca. 170m, obwohl ich weder Gott noch Bundy sah. Prompt war ich zu langsam und löste die Bremse noch mal kurz. Ha, also gehen die 150m locker. Ich erwischte in dieser Runde alle anderen Ecken so wie ich mir vorgestellt hatte und war bis auf einen Verschalter auf Start/Ziel zufrieden. Um zu erfahren, was das nun für eine Zeit war, wollte ich krz bei Robert vorbeischauen. Ich ging die Runde locker an, erwischte den Ausgang auf die Gegengerade aber sehr gut. Auf meiner Schulter tauchte ein kleiner Kevin auf, der mir ins Ohr flüsterte „Wer vor 150m bremst, ist eine Schwuchtel“. Also gut, dann gehen wir es wieder an. Ich ließ das Gas bis 150m voll stehen, sah Bundy lachend vor mir und warf den Anker. Das Mopped wurde auf den Wellen unruhig, egal. Ich steppte zwei Gänge runter und kam leicht quer auf die Kurve zugeflogen. Das Kaninchen in mir fixierte den Notausgang, aber ich wollte mich nicht schon wieder vor den Streckenposten als Notausgangpillemann outen. Ich legte mit dem alten 640er voll auf der Bremse um. Er hielt, cool. Dann kam eine Bodenwelle. Ich lag auf dem Rücken und konnte die Gegengerade hinunter schauen. Spektakuläre Perspektive dachte ich kurzfristig. Ich kam in sattes Grün und drehte mich um die eigene Achse. Vor mir wälzte sich mein Bolide vor Freude im Gras. Ich rutsche neben ihn. Ich pflückte ein paar Blumen und flechtete eine Freundschaftshalskette. Diese schenkte ich dem Streckenposten, als er an unseren Liegeplatz ankam. Er fragte, ob alles in Ordung sei und ob er irgendwas tun könne. Ich erwiderte, dass ich bitte ein Korea möchte, meine Freundin sehr gern ein alkoholfreies Rahmenheck.

Das bestellte Taxi kam, meine Kleine durfte auf den Hänger, ich auf den BacktoBack Sitz des PickUps. So konnten wir uns auch während der Fahrt immer anschauen. Am Medical Care Center wurden wir unsanft getrennt, da der Taxifahrer auf einen Check meiner Vitalfunktionen bestand. Ich wies ihn höflich darauf hin, dass ich in gleich mein Qualifying hab und mein Bolide nicht gerade bereit sei für solches Treiben. Es half nix, er schob mich zum diensthabenden Arzt. Dieser war sehr nett, er drückte mich von oben bis untern und er wollte meine komplette Adresse und meinen Geburtstag wissen. Ich sagte ihm, dass ich leider schon glücklich verheiratet bin und er sich keine Hoffnungen machen braucht. Er steckte mir trotzdem unter der Hand zu, dass ich jederzeit bei ihm vorbeischauen könnte, wenn ich Schmerzen egal welcher Art hätte. Ich dankte ihm für sein Angebot und eilte schnellen Schrittes zu unserer Homebase. Hoppel, Heini und Leo standen um meinen Boliden. Es waren noch 90min bis zum Qualifying, wir hatten ein halbes Päckchen Zigaretten, der Tank war halb voll und der Bolide halb kaputt. Wir wussten, dass das eine ganz enge Nr. werden würde, aber wir gaben alles....

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Straßendreifachpokal
Jeder hat einen anderen Weg zur Party
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Beitrag von Fourstroker »

Endlich wieder Lesestoff für mich, wenn ich grad schon nicht selber zum Aufzünden komm :D
"Wo Saufen ein Ehre ist, kann Kotzen keine Schande sein."
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Beitrag von Assistent »

...da bin ich ja gespannt auf Part II. 640íger Mischung...?,gibts den für vorn überhaupt noch?
Fahre vorn 950íger, bin aber auch ne Schwuchtel :lol:
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Beitrag von Freens »

Brechstangenzünder!
"Der Wahn ist kurz, die Reue lang" Zitat Papa Freens
Hauptsache die Knochen sind "Hajole" geblieben. :wink:
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Beitrag von Bundy »

:oops: :oops: Es ist 2.32 Uhr - eigentlich wollte ich nur kurz auf Klo, aber jetzt muss ich mir wegen einer bescheuerten Freundschaftshalskette einen neuen Benjamin Blümchen-Schlafanzug anziehen...... :oops: :oops:
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Beitrag von DGIR »

*lol*
ist der bericht geil, mehr davon
Die neue Seite der deutschen Seriensportmeisterschaft ist online:
http://www.Seriensport.info
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Beitrag von Chris »

Hajo mach hinne, wo bleibt Teil 2. Mir ist fad!
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Beitrag von hardbraker »

und hast du auf der strecke in GP2 je einen highsider hinbekommen???
nein? dann geht sicher auch auf dem lausitzring^^.
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Beitrag von Prinzessin Horst »

Bei 150 Meter geht.... 8)

Wo ist der zweite Teil?
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Beitrag von CeDee »

Aber Hajo, Du bist doch nicht zum Blümchenpflücken in der Lausitz gewesen :lol:

Achja, 150m geht ... wenn Du vor der Bodenwelle die Bremse löst 8) :wink:

Mach weiter :!:

Gruß
CeDee #67
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