Die Natur der Menschen ist verschieden, es gibt gleichgültige, faule, strebsame, ehrgeizige und noch viele weitere komische und lustige Facetten den Menschen… Mir sind die verrückten am liebsten


Anreise
Diese Saison kann ich zu jedem Bericht ein eigenes Kapitel über die Anreise schreiben, inzwischen ist unser letzter Lastenesel Geschichte und wir haben uns einen neuen Bürgerkäfig zugelegt, einen Beamer X3 als 3 Literversion (Verbrauch natürlich, wir wollen ja ökologisch korrekt sein). Der neue Beamer wird mit unserem „kleinen“ Anhänger locker fertig und wir fuhren im Konvoi mit den Nachbarn gut gelaunt und mit 100 km/h Richtung Oschersleben. Naja fast… der erste Stau erreichte uns vor dem Elbtunnel, der zweite kurz hinter Hannover… Aber der Beamer ist mit jeglichem Komfort und zurück ausgestattet (also auch mit einem elektronischen Getriebe) und so war es echt nicht anstrengend. Angekommen fahren die Nachbarn ins Hotel und wir müssen – als fleißige Leser unserer Lektüre erratet es mit Sicherheit – vor der Türe warten. Der Porsche Cup gibt sich die Ehre und da stören die Aufzynder ein wenig. Wir gewöhnen uns dran. Interessant ist aber, daß man neuerdings nur noch mit ausgedruckter Nennbestätigung einfahren darf, Anweisung vom Streckenbetreiber. Platz suchen, Aufbauen, Anmelden (diesmal habe ich mein Portemonnaie besser verstaut) und wir wurden problemfrei und schnell fertig und konnten somit recht früh den Abend genießen, unsere Tochter auch, denn sie darf ja bei den Eltern im Bett schlafen…
Der erste Tag
Nach den Verbesserungen vor 4 Wochen war ich entsprechend motiviert, ich ging direkt richtig zur Sache und konnte im 2 Turn schon die Zeiten vom Rennen vor 4 Wochen fahren… Yeaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhh… Racing is back dachte ich, endlich entwickelte ich Ehrgeiz und konnte mich wieder voll auf mich konzentrieren, Ralph (unser Nachbar) tat das übrige, er beobachtete mich und konnte mir (auch wenn er noch nie Rennen gefahren ist) genau und einfach sagen wo ich stark und wo ich schlecht bin. O-Ton:“ der langen Links am Hügel = Hasseröder fährst Du den Leuten weg, aber da hinten in die komische Links = Tripple da kommen die dann wieder näher… Irgendwas ist da falsch. So und so ähnlich ging es Stück für Stück nach vorne. Am Ende vom ersten Tag war ich schon über eine Sekunde schneller als vorher im Rennen…*freu*. Bei Dagny lief es leider nicht so rund. Nach dem ersten Turn (es lief auch bei Ihr echt gut), nahm das Unheil seinen Lauf, das Mopped verlor nach und nach seinen Vortrieb, Motor und Reifen war in Ordnung…. Die Kupplung war platt. Ein kurzes Telefonat mit meinem Lieblings-Axel F. ergab das meine Diagnose richtig war. Na gut, dann habe ich im Fahrerlager alle gefragt, den Renndienst und alle Hondahändler im Umkreis von 100 km… Es war keine Kupplung zu bekommen. Dementsprechend war die Laune meiner Frau, sie war enttäuscht, frustriert und traurig gleichermaßen, die neue Honda macht es ihr manchmal aber auch schwer. Nach den Training-Turn gingen wir nach vorne und wollten noch nach meinen Zeiten schauen und wurden so von ziemlich jeder Frau im Fahrerlager angesprochen was denn los sei und wieso Dagny nicht starten könnte etc. Dagny setzte sich zu Maggy und Ihrem Mann Klaus-Uwe und wir quatschten so über dies und das (natürlich war das Hauptthema die Funktionsweise und die verschiedenen Bauformen von Kupplungen und Lamellen) bis Maggy sie fragte „Und kannst Du jetzt starten?“. „Nein, außer Du hast ein zusätzliches Mopped unter dem Kopfkissen“. Man muß sagen, daß Maggy, Klaus-Uwe und meine Frau in der gleichen Klasse fahren, also Konkurrenten sind. Maggy und Klaus schauten sich an „Ja, haben wir… Die Streety…“ Die Augen meiner Frau wurden sooooo groß, jeder Alien wäre neidisch geworden und es wurde noch besser. „Wir leihen sie Dir“. Dagny und ich bedankten und gefühlte 300402926381922 Mal. So UND ICH MEINE NUR SO! muß Hobbyrennsport sein, vielen Dank an solch redliche Zeitgenossen. Dagny besprach mit den beiden noch kurz die ROE´s (Preis, Reparaturbedingungen und natürlich Regel 77 Abs. 4 a und b der ungeschriebenen Herrbrenngesetze: Herbrennungen mit geliehenen Motorrädern sind natürlich nur statthaft unter gesonderten Bedingungen erlaubt). CHALLENGE ACCEPTED, meine Frau hat noch nie eine Streety gefahren, ihr letztes Naked war eine CB400 zu Abiturs Zeiten und auf der Renne mit einen 3-schwarzer-Hut-mit-Krempe war sie noch nie. Zudem hatte sie alle Qualifikationsturns verpasst und morgen standen nur noch 2 Turns bis zum Rennen zur Verfügung. Ich nahm mein Schatz in den Arm und sagte das einzige Richtige (kommt ja als Mann echt selten vor…..) „Alles wird gut, Du hast Talent“. Sie rannte zu Martina (der besseren Hälfte des Veranstalters) und bat um eine Starterlaubnis aus letzter Reihe. „Alles wird gut“ flüsterte Martina… So sei es. Ich war inzwischen am Zelt zurück und erzählte den Nachbarn die frohe Kunde, wir mußten nicht Rauchen und wir mußten auch keinem Stern folgen, den nur wir sehen… Dagny darf Rennen fahren. Yeah, Racing is back. Ralph machte den Grill an, Kirsten kredenzte uns perfektes Fleisch und meine Frau schob ein Streety durchs Fahrerlager. Ich nahm diese in Empfang, checkte Bremse, Öl, Luft und Sprit und dann war alles gut.
Streetfighter-Hörnchen
Der nächste Tag begrüßte uns mit formidablem Wetter, unsere Tochter war bester Laune und als wir das Zelt aufmachten war die Streety auch noch da…Puuuh kein Traum. Also fertig machen. Aufgrund meiner Verbesserungen und dem Fehlen von Zeiten für Dagny fuhren wir inzwischen in zwei verschiedenen Gruppen und somit konnten die Nachbarn länger schlafen… Dachten Sie, denn das Hotel an der Rennstrecke hat ein gutes Frühstück aber auch Fenster und Zimmer direkt zur Rennstrecke raus. GRINS. Die Nachbarn nahmen dann gemütlich auf der Terrasse ihr Frühstück und kamen dann nach dem ersten Turn zum Zelt.
Ich fuhr im ersten Turn direkt wieder an meine Zeiten von gestern ran, alles wird gut sagte meine Gixxe und ich vertraute ihr voll. Als ich zurück kam, war meine Frau schon fertig und wollte los. Ok. Wenn sie denn mit den Füßen auf den Boden gekommen wäre. Ich bockte sie ab und sie fuhr mit der Streety zur Strecke. Kira und ich liefen zur Brücke um zuschauen zu können. Es lief prima, von Unsicherheit keine Spur und es ging voran. Nach dem ersten Turn stand eine 1:53 auf dem Zeitenmonitor… Respekt. Nach dem zweiten Turn schon eine 1:50. Es sah martialisch aus, Hanging off wie ein MotoGp-Fahrer mit einem Nakedbike und dieses diabolische Grinsen wenn sie die Gebückten überholte, dieses nachrütteln am rostigen Nagel – kurz es hat ihr Spaß gemacht. Ich war wie paralysiert. Turn zu Ende… Ahhhhh Sprint zum Zelt, denn Anhalten war ja schwer. Es ging auf die Rennen zu. ERSTER AUFRUF IN DER SUPERSPORT-KLASSE….. Meine Frau ganz ruhig, tanken Fertig …. . ZWEITER AUFRUF IN DER SUPERSPORT-KLASSE….. Meine Frau ganz ruhig (normalerweise hat meine Frau jetzt Redebedarf, sie quatscht sich die Nervosität vom Leib) …. DRITTER AUFRAUF IN DER SUPERSPORT-KLASSE….. Jetzt Hektik.. Reifenwärmer runter… Looooooooooss. Es geht in die Aufwärmrunde, es geht zum Warm Up und dann in den Start. Dagny steht ganz hinten, nach Ihr (oder neben Ihr) steht noch ein Fahrer der keine Quali-Zeit hat. Ampel wird rot, nach gefühlten 0,783626464782372 sec. AUS… Die Streety schießt dermaßen nach vorne durch das Feld, daß ich mich erst mal versichern muß das meine Frau auch noch drauf sitzt, sie hat sich in den üppigen Windschatten der beiden Scheinwerfer verkrümelt und pflügt durchs Feld wie ein amerikanischer Großgrundbesitzer zur Saatzeit. Es entwickelt sich eine sehr sehenswerter Mehrkampf um die Positionen, beteiligt sind eine R6, eine Daytona, die Streety und eine KTM Duke 690 Cup (nicht schlecht, der Typ oben drauf zählt wie ich auch zu der Gattung der Renngiraffen und das Ding hat ja nur 70 Peeeesen). Über das Rennen wird aus dem Vierkampf ein Zweikampf (KTM gegen Triumph) und die Entscheidung fällt 2 Runden vor Schluß, die KTM verbremst sich, meine Frau brennt sie her und hält sie bis ins Ziel hinter sich. Das Publikum auf dem Hügel jubelt. Ich laufe zum Zelt, denn nur schnelles Mopped fahren macht noch keine längeren Beine *grins*. Erschöpft und glücklich kommt Dagny zum Zelt, ich nehme Ihr die Streety ab, sie bedankt sich bei ihr und wir freuen uns über ihr geniales Rennen. Racing is back und alles wird gut.
Es folgt das 750er Rennen, da wir in dieser Klasse noch nicht starten kann ich mich in aller Ruhe zurückziehen und mich fertig machen. Kirsten, Ralph, Dagny und Kira gehen zuschauen ich hüte das Zelt. Passen zum . ERSTER AUFRAUF IN DER SUPERBIKE-KLASSE….. sind sie wieder da und ich bin schon fertig, Getankt, Kette geschmiert, getrunken… Fertig eben. Ich setze meinen MP3-Player auf und verlasse diese Welt. Irgendwann werde ich gerüttelt und dann weiß ich es geht los. Ziehe meinen Helm an, Reifenwärmer abnehmen, Abbocken und looooooooooooos. Ich fühle mich prima, in der Aufwärmrunde geht es schon flüssig daher, Vorstart prima… Start.! Aus dem 600er Rennen wußte ich, daß die Ampel nur ganz kurz auf rot bleibt. Ampel an und ich warte nur einen kurzen Moment und mit Erlöschen der Ampel schoss ich los. Zwei Leute in der Reihe vor mir bleiben stehen, eine R1 und eine Beamer. „Komisch, mein Schwiegervater hat vor 4 Wochen auch seine Beamer abgewürgt“, dachte ich und schon ging es nach Links und unmittelbar in die Rechts. Wie immer am Start extrem voll und fair. Ich konnte mich gut durchsetzen und habe ein paar Plätze gewonnen. Am Ende von Runde Eins hatte sich das Feld um mich herum beruhigt, ich arbeitete an meiner Fahrtechnik und gab mir Mühe die von Ralph angesprochenen Mängel klein zu halten. Funktionierte prima. Ich fuhr 2 Sekunden schneller als vor 4 Wochen. Hinter mir hörte ich sie brüllen, eine RSV4 und eine HP4 (später nur noch die HP4), aber ich konnte sie die ganze Zeit bändigen. Nach 3 Runden fuhr ich noch schneller, ich hatte nochmals eine Sekunde gefunden. Ich lief auf eine R1 auf, der Reiter war gut unterwegs, ich hätte ein wenig schneller gekonnt, mußte aber mal wieder die 1 Regel des Rennfahrens bestätigen… Rannfahren und Vorbeifahren sind zwei Welten. Ich war schneller kam aber nicht vorbei. So spulten wir unsere Runden ab, wann die RSV4 verloren haben weiß ich nicht. Zwei Runden vor Schluß kam die Rote Fahne und ich wurde somit der Möglichkeit beraubt noch einen Fehler in der letzten Kurve zu begehen der mich einen Platz kosten würde

Abreise
Nach den tollen Rennen fuhr ich noch einen Turn und wir packten bei bestem Wetter ein (später erfuhren wir in den Nachrichten, daß eine Stunde nach unserer Abreise der Himmel über Oschersleben irgendwie explodiert sein muß). Wir machten noch einen kurzen Zwischenstopp zum Essen und kamen bestens gelaunt und einigermaßen früh nach Hause.
Vielen Dank an Maggy, Klaus, Kirsten und Ralph für dieses sensationelle Event. Ich hoffe es hat Euch so gut gefallen wie uns.
Wer mehr von uns lesen mag, den laden wir auf unsere HP www.hoernchen-racing.de ein