++++TOP SECRET++++TUESDAY, NOVEMBER 16TH 1976++++FROM RHINE ARMY COMMAND++++TO ALL UNITS++++WARSAW PACT MOVES OWN FORCES OVER WEST GERMAN BORDER AT WITZENHAUSEN++++ALL UNITS TO BE DEPLOYED ON ALARM POSITION IMMEDIATELY++++SUPPLY IN AMMUNITION FOR FULL BASIC LOAD TO BE ENSURED+++END OF MESSAGE
Mitten in der Nacht durchqueren die LKW der britischen Streitkräfte, die 55 Minuten vorher aus dem Stützpunkt Sennelager gestartet waren, die Ortschaft Nieheim. Der Kolonnenführer hätte auch den Weg über die L755 wählen können, aber die B1 erlaubte höhere Geschwindigkeiten für eine Kolonnenfahrt, so dass die 3,1 mehr-Kilometer zeitlich keinen Unterschied machten.
3,6 Km nach Ortsausfahrt erreicht das erste Fahrzeug die letzte Kreuzung, und dreht links ab um den Berg an zu fahren. Die zwölf noch leeren LKW folgen. Die Fahrer müssen zwei Gänge runter schalten um die Steigung zu meistern, die sie am Eingangstor des Munitionsdepot führt. Dort hält das erste Fahrzeug, der britische Offizier steigt aus und zeigt seinen Marschbefehl dem Wachhabenden...
PLOPP!!!!!
Der Mitarbeiter der Sicherheitsfirma, die für die Bewachung des Geländes des Bilster Berg Drive Resorts zuständig ist, streckt die Hand aus und ich gebe ihm meinen Durchfahrtsschein, den ich heute Morgen aus der Dropbox des Veranstalters heraus gedruckt habe. Obwohl wir mit einem ganz normalen Sixt-IVECO hochgefahren kamen, hatte er schon die Schranke aufgemacht bevor er zu uns kam. Es ist ca. 18.15 Uhr, am Donnerstag den 14. Mai 2015.
"Waren Sie schon mal hier?" fragt er lächelnd. Da wir verneinen fügt er hinzu "Sie fahren hier weiter den Berg hoch, immer gerade aus, ca. 1,5 Km.... Bis zu dem Tunnel... Danach rechts ab, der Straße folgen und dann sehen Sie schon die Hallen..." Wir bedanken uns und ich lege recht klangvoll den ersten Gang des trotz recht geringer Laufleistung total durchgenudelten Getriebe unseres Transporters ein und wir setzen unsere Fahrt "da hoch" fort... Nach ein paar dutzend Meter klappt meinem Freund Bobby und mir die Kinnlade runter... "WAS-IST-DENN-DAS?" ertönt es wie aus einem Munde in der Fahrerkabine... Vor uns sehen wir einen klitzekleinen Abschnitt der Strecke... klitzeklein... aber absolut hirnrissig!
Ungefähr 100m vor uns sehen wir ein Asphaltband der zwischen 15m-Tannen von vorne-rechts-oben auf uns zu fällt, hinter einer kleinen Hecke verschwindet um ca. 50m weiter links wieder zu erscheinen und den vor uns thronenden Berg wieder zu erklimmen... So zumindest erfassen es meine Synapsen... Dass es hier eigentlich von links mit gefühlten 40% Gefälle nach rechts den Berg wieder hoch geht werde ich erst morgen er-fahren... Es ist die Mausefalle... Meines Erachtens einer der kniffligsten Abschnitte dieser Rennstrecke... Ich bin plötzlich gar nicht mehr sooo sicher, dass ich hier 2 Tage im Kreis fahren möchte!
Wir sind angekommen. Bilster Berg, mein zweites Event in 2015...
Und zugleich auch gleich die für mich zweite neue Strecke, die ich unter die Räder nehmen werde... Wobei... Hier ist die Mehrzahl "Räder" eigentlich regelmäßig fehl am Platze... Denn oftmals ist man hier nur auf einem unterwegs!
Punktlandung, Installation, Verblüfftheit
Mein Kringelbruder Rüdiger ist schon vor Ort, und hat uns direkt neben "unserer" Halle ein sehr schönes Plätzchen klargemacht. Ja, richtig gelesen: Halle! Hier gibt es keine herkömmliche Boxen, es sind Hallen... Genauer genommen sind es die Munitionsbunker des damaligen britischen Depots, von denen heute wirklich nur noch die Wände und Dächer da sind, alles andere ist nagelneu.
Es sind bei Motorradveranstaltungen bis zu 60 Teilnehmer pro Halle vorgesehen, wir sind deutlich weniger und haben dementsprechend Platz. Da ich im Netz Bilder des Halleninneren gesehen hatte, wusste ich dass die Wände kahl sind. Daher entschied ich mich mein (ebenfalls nagelneues) 24MX-Pavillon mit zu bringen, damit man zumindest ein paar Klamotten und die Kombis nach Gebrauch aufhängen konnte.

In jede Halle gibt es zwei "Innengebäude" die die Sanitäranlage beinhalten. Auch hier ist alles vom Feinsten: 2x Dusche, WC, Waschbecken inklusive warmes Wasser... Aaaalter, die haben unter den Tücherbehälter sogar eine durchsichtige Plexiglas-Platte an die weiße Wand geschraubt, um diese vor Wasserspritzer zu schützen!!!! Das sieht, klingt und riecht hier nach edel-Porsche-Maserati-Bugatti-sonstwas-Anlage...
Nachdem wir uns in einer Ecke der Halle breit gemacht haben, werfen wir den Grill an...
Ich erzähle Bobby noch wie es mir in Ledénon erging, als ich die ersten Runden drehte. Als ich Rüdiger frage ob er meinen Bericht gelesen hatte, antwortete er in Bezug auf den Abschnitt mit der Streckenerklärung lässig "Ja... Ich weiß zwar nicht auf welcher Strecke Du unterwegs warst, war aber nett geschrieben!"... Der Ton war angegeben! Inzwischen war auch der vierte im Bunde, Dirk "CaptnChaos" S., seines Zeichens ebenfalls wie Rüdiger Super Duke 1290-Treiber. Bobby war mit seiner GSX-R 600 K8 gekommen, meinereiner immernoch mit dem 05er Ur-Trecker Super Duke 990. Allesamt sehr passende Untersätze für solch eine Strecke... Denke ich... Denn ich habe ja keine Ahnung.... Noch nicht....
Gegen "nulleinhundert" liege ich wieder in Rüdigers "Gäste-Suite" und habe ein déjà-vu... Ich fühle mich genauso unruhig wie Anfang April in Ledénon... Nein, eigentlich noch unruhiger... Denn wenn ich mich mit Bildmaterial und der französischen Version der Barth-Linie noch so gut es ging auf Ledénon vorbereitet hatte, war ich heute Morgen absolut Ahnungslos aus dem Elsass aus gen Bad Driburg gestartet... Ich hatte mir zwar ein oder zwei YouTube-Videos angeschaut, aber wir wissen alle dass diese Filmabschnitte etwaige Höhenunterschiede sehr schlecht rüberbringen... Und das was ich vorhin am Eingang gesehen hatte machte mich nervös...
Wenn ich gewusst hätte, was da auf mich zukommt, wäre es wohl "nulldreihundert" geworden bevor ich auch nur ein Auge zugemacht hätte!