ich möchte mal über Projekt des vergangenen Winters berichten – hier kommt der Rolling Dutchman.
In den letzten Jahren war ich ja meist samt meiner Frau mit dem kleinen Planenhänger und nem MX24 Zelt unterwegs. Mit nem kleinen Heizlüfter konnte man da auf Feldbetten ganz ok übernachten und an das ewige Tetris spielen beim Auf- und Abbauen habe ich mich auch irgendwann gewöhnt. Wobei.. eigentlich hat´s schon ganz schön genervt. Mangels Platz daheim hielt ich die Wohnwagenidee allerdings nicht für zusätzlich erklärbar. Bis zum Renntraining in Assen im Mai 2014. Nach 3 Tagen Dauerregen, Sturm, Hagel und Überschwemmung sprach meine Frau dann endlich die erlösenden Worte: „Wenn Du mir 2015 keine wetterunabhängige, adäquate Behausung bieten kannst, mache ich das so nicht mehr mit!“ Bäm! Das war eine Ansage und der unverhoffte Türöffner für das coolste aber auch anstrengendste Winterprojekt bis dato.
Die Suche:
Da ich nur noch einen sehr begrenzten Platz auf dem Hof habe, wollte ich den Wohnwagen so groß wie nötig aber so klein wie möglich halten. Anvisierte Kabinenlänge max. 3,5 Meter. Die Schwierigkeit dabei ist das Verhältnis von Leergewicht und zGG. Bei den meisten WoWa liegt die Zuladung nämlich nur um die 150 KG. Und das reicht bei weitem nicht, Mit 180kg fürs Moped und ca. 70 Kg für das nötigste Sonstige sollten es schon 250 Kg an Zuladung sein. Da bleibt schon nicht mehr so viel am Markt über. Letztlich habe ich mich dann für den Avento Deluxe 350 entschieden. Mit der passenden Länge und einer Zuladung von 385 kg im Serienzustand schien der 30 Jahre alte Holländer wie geschaffen für das Vorhaben. * Achtung s. unten

Also, nach ein paar Tagen Planung Vermessung und dem ein oder anderen Fachgespräch dann ab in die Werkstatt. Die Grundidee lautete Loch ausschneiden, Klappe bauen, Klappe einsetzen und dicht kriegen, Boden verstärken, Verzurrpunkte installieren, Bissi Innenausbau und gut is. Soweit so gut. Vorab, das Thema hat den ganzen Winter gedauert, weit mehr als 100 Arbeitsstunden verschlungen und mir zeitweise den letzten Nerv geraubt. Hätte meine Frau das gewusst, würden wir vielleicht noch immer im guten alten Zelt schlafen. Mit etwas Abstand kann ich mich heute ueingeschränkt erfreuen. Aber zwischendurch hatte ich mehr als ein Mal den Wunsch, das Teil anzuzünden.

Genug gejammert, Fenster hoch und ran mit der Säbelsäge:


Der Ausschnitt ging schon mal ganz gut und auch recht schnell. Entgegen meiner Erwartung hat so ein Wohnwagen aber keine Vollholzbodenplatte. Daher mussten wir den Boden mit OSB (aus Gewichtsgründen kein MDF) doppeln. Darauf habe ich dann das Schienen System von http://www.zurrschienen.com verbaut (von unten im Rahmenverschraubt). Eine wirklich tolle Sache, die ich jedem empfehlen kann, der irgendwo (Hänger, Bus etc.) eine professionelle Verzurrlösung realisieren muss.

Übrigens bestehen auch die Wände so eines Wohnwagens nur aus ca. 1mm Alu Blech 2cm Styropor und 0,5cm Pappe.

Das ausgeschnittene Stück ist nach Durchtrennung des letzten cm auch einfach in die o.g. 3 Teile zerfallen und hat natürlich die gewölbte Form verloren. Die Klappe brauchte also eine Holzkonstruktion als Innenrahmen. Das war eigentlich das Schwierigste, das wieder passgenau und vor allem Dicht zu bekommen. Da war es beinahe easy, den Klappmechanismus zu installieren.
1. Anprobe

Aber letztlich hat es funktioniert und dicht ist auch wieder geworden.

Und dann war es soweit, alles einladen zur ersten Testfahrt:

Alles tip top und mega stabil. Wie man sieht scheint schon die Sonne und innen sieht´s noch aus wie bei Oma unterm Arm. Drin bin ich mittlerweile ein seltener Gast geworden und so langsam werden die Hände auch nicht mehr sauber. Sikaflex 221 (eine Klebe und Dichtmasse aus dem Wohnwagenbau) ist ein höllisches Dreckszeug. Merke: NIEMALS ohne Handschuhe benutzen.
Neben der Gasheizung und dem Frischwassertank ist auch die hintere Sitz- und Liegegruppe dem Umbau zum Opfer gefallen. Zum einen brauchen wir hinten Stauraum, andererseits soll man auch zu zweit wieder gemütlich schlafen können. Also ab an den Innenausbau:

Die neue Liegefläche hat 195x140 und kann recht easy geklappt werden. Dahinter uns darunter ist dann Stauraum.

Im fertigen, schlafbereiten Zustand sieht das dann so aus:

Die vordere Sitz- und Schlafecke ist vollständig erhalten geblieben. Kühlschrank und Küchenzeile ebenfalls, genauso wie alle Ober- und Seitenschränke. Mit dem Moped drin sieht das dann so aus:

Vorne haben wir natürlich auch noch Stauraum. Da das Moped mit dem Schwerpunkt ziemlich genau auf der Achse steht, kann man den Hänger sehr gut bis zu maximalen Stützlast von 75 Kg beladen. Nach Ausbau und Neukonstruktion den Innenlebens haben wir etwa 420 KG Zuladung, was dicke reicht.

Und das war er schon der kleine Bericht. Der Wohnwagen ist megageil geworden. Und ich bin mehr als glücklich damit. Die erste Saison mit vielen tausend km waren absolut super. Wind und Wetter kein Problem und natürlich ist auch meine Frau begeistert. Was man auf den Bildern jetzt nicht so sieht, ist die Technik, mit der ich den Aufbau stabilisiert habe. Wenn hier Interesse besteht, sage ich dazu auch nochmal was. Soviel vorab, das braucht es schon, wenns dauerhaft halten soll und auch über Tüv muss.
Jetzt hätte man sich das auch einfacher machen können und einen Tango kaufen aber mit 6000-10.000 € ist das eine ganz andere Preisklasse und da wir wohl nicht die großen Camper werden und der WoWa ein reinrassiges Rennstreckengefährt ist, war das für mich die beste Alternative.
Fragen beantworte ich gerne. Wenn jemand etwas ähnliches vorhat, stehe ich ebenfalls gerne mit Rat oder auch Tat (sofern möglich) zur Seite.