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Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

Hier könnt Ihr posten was nicht mit dem Thema Racing zusammenhängt
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Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

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Beitrag von Schlosser »

Die Kilorunde

Was ist die Kilorunde?
Falsch. Es ist nicht eine Gruppe üppig proportionierter Frauen, die sich mal wieder ein paar Kilo runterhungern wollen.
Auch nicht eine Sitzung auf der Rolle um dem Motor noch 10 Nm rauszupressen.
Es ist ganz simpel. Frau oder Mann steuert ihr/sein Aufzündeisen am Stück an einem Tag rund 500 Doppelkilometer. Fertich.

Hab ich gemacht. Natürlich macht man so´n Kokolores nicht aus freien Stücken. Da dem Gerät V4 keine Zulassung bekommen sollte, wollte ich die Einfahrerei per roter Nummer, heute heisst dat Kurzzeitkennzeichen, passieren.
Da diese Kurzblechtafel bei der Versicherung ja echt Schotter kostet, weil man ja nicht wirklich Kurzzeit sondern nur 5 Tage buchen kann, habe ich jeden Sonntag die Wettervorhersage abgerufen. Der Rest ist relativ einfach erklärt, wenn ein paar Tage ohne Frost oder Regen angesagt waren, hatte ich Termine. Hatte ich keine, war Scheisswetter. Und so ging das seit Anfang Januar.

Da dem Gerät bis zum Auslauf ja strassentauglich bleiben musste, konnte bisher ja auch nix umgebaut werden. Und mit jungfräulichem Motor wollte ich sie nicht auf die Rennbahn schicken.
Der Tag der eckigen Pnös kam. Eckig weil man ja vorrangig für diese Langstrecke nur unsere linearen Großparkplätrze von Nord nach Süd und West nach Ost durcheilen kann. Oder auch umgedreht.

Die Wetter-Else sagte an der Startlinie 3 -14 Grad und im Verlauf der Strecke sogar 15 an.
Mit 3 Grad konnte ich leben.
Entweder hatte ich nicht richtig zugehört oder die Else hatte Stuss erzählt, die Temperatur betrug -3. Uiuiuiu .... dat war frisch. Nachdem ich die Startampel in der Hoffnung auf Plusgrade am Start 2x nach hinten umprogrammiert hatte, musste ich irgendwann Farbe bekennen.
Rauf auf dem Gerät und los. Die ersten 3 Stunden hab ich jede Tankstelle mitgenommen um die blau-steifen Finger am heissen Motor wieder weich zu schmoren. Die Winterhelden hatten versagt. Dank der Heizgriffe anner Straßenfalco hatte ich dieses Phänomen völlig verdrängt.

Nebenher fror die Atemluft die Innseite des Visiers von unten langsam nach oben zu. Auch reichte meine Zwiebelpackung in Form von 2-fach Klimaunterzeug, Fleeceshirt und Winterfutter inne Goretex nicht dauerhaft aus. Die Lederbuxxe war aber top, jedenfalls überall da, wo kein Stretch war. Und an den besonders empfindlichen Männerpartien ist nun mal Stretch. Ergebnis waren ziemlich bis fast völlig durchgefrorene Klöt**.

Dann ging die Sonne auf. (wörtlich) Ab sofort wurden nur die von der Sonne erwärmten Fahrspuren benutzt. Bei West-Ost-Fahrt bedeutete dieses nur die Überholspur. Dank der Lärmschutzwände lag der Rest der Fahrbahn im Schatten. Grundsätzlich kein Problem aber Dank Windchill lag der Vmax meines 299-Km/h-Gerätes bei 94 - 99, also so ähnlich wie voll. Dem enstprechend erfreut waren meine Verfolger.

Nach 1 Stunde Sonne taute ich dann langsam auf. Die Frostbeulen wichen einer Entenpelle. Für den Klangteppich des V4 hatte ich bis dahin vor lauter Schnaufen keine Ohren. Boahhhhh niemals kommt da eine Akra dran.
.........
Grüße,
Schlosser-
sauschnell ............... müd´

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Re: Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

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Beitrag von der-bramfelder »

Ja ja, einfahren im Winter ist nicht optimal, ich kenn' das... :icon_pale
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Re: Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

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Beitrag von schinnerhannes »

fahre meine 1299 auf der Renne ein.... hab keine Lust ohne Tempomat u. Heizgriffe bei dem Wetter zig Std wie'n Affe mit eingeschlafenen Händen, Beinen u. Füßen auf dem Ding zu hängen :wink:
immer locker durch die Hose atmen ;-)
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Re: Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

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Beitrag von Henning #17 »

Moin Christian,

deine Geschichten haben Potential: "durchgefrorene Klöt**. "
Ich habe gerade meinen Kaffee in die Tastatur gespuckt :lol:

Kommt da noch was? Bist ja erst eine Stunde gefahren :wink:

Gruß

Henning
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Re: Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

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Beitrag von Schlosser »

Moin Henning, nee ich fuhr ja schon 3 Std. im Winter und 1 inner Sonne. ;) Aber ein bischen kommt noch. Später wars ja eh nur noch Staustress.
Grüße,
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Re: Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

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Beitrag von Henning #17 »

Nächste Kilorunde kommst du dann in Lübeck auf'n Kaffee vorbei :wink:
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Re: Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

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Beitrag von Bruno »

Hallo Schlosser,

früher wurde das bei der Dauerprüfung der 1000 km Hockenheim erldigt,

zum Sprintrennen war das Moped dann eingefahren. :D
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Re: Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

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Beitrag von Schlosser »

..... nach 1 Stunde Sonne taute ich dann langsam auf. Die Frostbeulen wichen einer Entenpelle. Für den Klangteppich des V4 hatte ich bis dahin vor lauter Schnaufen keine Ohren. Boahhhhh niemals kommt da eine Akra dran.

Nun hatte ich auch Zeit, mich mit dem unbekannten Wesen zu befassen. Ich hatte mir zwar schon mal das Werkstattbuch in Deutsch besorgt, 3einhalb Kilo schwer und die Betriebsanleitung lag immer neben dem Laptop. Meistens bin ich aber angesichts von 224 deutsch-italienischen Seiten in Mikroschrift drüber eingeduselt. Also ausser der angelernten Motorik war da nicht viel vorhanden, konnte aber zumindeset geradaus fahren ohne dabei umzufallen.
Die Bedienung von 37 Funktionen mit einem Schalter via 17 Untermenüs klappte natürlich sofort ........... nicht. Kannte ich ja von meinem verhassten smarten Fon. Also füllte ich mich eigentlich wie Zuhause.

Da man jetzt auch mal laufen lassen konnte hob ich die max. Drehzahl auf 8000 an. Leider hatte ich vorher den Schaltblitz über mein Vorhaben nicht informiert. Ich wurde also öfter mal erinnert, dass der Stuhl flatschneu war. Wegen der intuitiven Menuestruktur habe ich die Blinkleuchte auf meiner Retina ausgeblendet. So gings dann auch.

Aber welcher Innovationsschub in den letzten Jahren Einzug gehalten hat, ist mit einem Wort beschrieben. Unfassbar. Wer in den 70igern schon auf Superbikes gesessen hat, sieht sich in der Zukunft.

Für meine Körperlänge;
- eine top Sitzposition, die Rasten kommen noch eine Lochreihe nach hinten,
- Lenkerkröpfung gut,
- Stummelhöhe gut,
- der Arbeitsraum für den Hintern ist groß genug. Wider Erwarten. Nach 2 Stunden Probefahrt mit einem Vorführer von Grebenstein auf der Landstraße hatte ich etwas Platzangst. Ich hätte wirklich nicht vermutet, dass auf diesem Zwergenmoped tatsächlich Bewegungsraum bleibt.

Fahrbarkeit:
- Bremse nicht wirklich gebraucht,
- Leistung ohne Worte, ich will gar nicht wissen, was da ab 10.000 los ist, naja 1x standen 270 auf der Uhr -> bis dahin isses wirklich waffenscheinpflichtig und nix für Pickelgesichter,
- Ansprechverhalten sehr gut wobei Autobahnstaus bei einem 1. Gang bis über 100 mal nicht gewertet wurden,
- Windschutz/Aerodynamik trotz niedriger Scheibe erstaunlich gut,
- Federelemente aus der Kiste für die Straße schon mal top, zumindest das Ansprechverhalten. 1x konnte ich eine langgezogene, recht wellige Kurve mit 240 fahren. Das fühlte sich sehr gut an. Ob die Gabel letztlich einen durchgestählten Männerbody beim Notankern auf Höhe hält, wird sich zeigen.

Fazit:
Das Ding ist teuer, ja die Panikgäule noch mehr aber jeden Cent wert. Das Teil ist bis auf ein paar Kleinigkeiten wirklich fertig gebaut.

Ein paar Dinge fielen auf z.B. das Gasgriffspiel ist recht hoch, ob das an der elektrischen Klappensteuerung liegt oder sollte man die Züge am Griff besser justieren? Dann ist der Motor wohl ein Heissblüter, bei 5 Grad Aussentemperatur sind da im Stau tatsächlich die Lüfter angesprungen. Das Thema ist zwar bekannt, mal abwarten, wohin sich die Temperaturen im Sommer hinschaukeln.
Fertig. Es gibt im Moment sonst nix zu meckern.

Nachdem ich die Kilorunde mit Mittagspause bei meinem Freund Jörch geplant hatte, lief ich nach 470 Km mit Punktlandung dort auf. Nach ausgiebigem Geschnacke und lecker Imbiss gings dann in die 2. Halbzeit.

Die startete recht geschmeidig mit dem weissen Schild mit 5 Diagonallinien. Übrigens meine persönliches Lieblingsschild. Meine Adrenalinausschüttung dauerte leider nur geschätzte 4 Minuten. Warnblinker in Sicht, 2x durchatmen, Stillstand. *Kotz* 4-spurige Bahn und dann parken. Ich erinnerte mich umgehend an meine Touringerfahrung und tat das, wobei kleinkarierte Dosenfahrer immer aus der Rolle fallen.

Genau ..... Schwanenhals, 360 Grad Erfassung der Umgebung und scannen nach blauen Dachpickeln, auswerten und handeln. Durchschlängeln. Und dann kam der 1. Negativschub ..... samma biste zu blöd, Schritt zu fahren? Das geht aber gar nicht. Tja der Tribut an einen langen oder sehr sehr langen 1. Gang. Unter 35 Km/h war der Motor quasi aus. Also alles mit Kupplung fahren. Auahaua, nach 10 min. dicke Unterarme. Was ich noch nicht wusste, die Dosen parkierten auf 17 Km Länge. Irgendwann, so beim durchmogeln sehe ich 3 Autos vor mir eine Pickelhaube. Arrrgh, der fehlt gerade noch. Nicht genug, auf Spur 2, ungefähr 5 -7 Autos und einen Laster weiter vorne noch so´n Ding. Geschmeidig eine Dose abgedrängt und rein in die Reihe. Manche Staus gehen ja so gerade, weil man irgendwie mit rollen kann. Der hier nicht. Schrittgeschwindigkeit.

Ich musste an den Pickelhauben vorbei, irgendwie. Die Idee mit dem "um Erlaubnis fragen" war schnell verworfen. In diesem Fall kamen mir die 4 Fahrspuren zu gute. Ich wechselte die Fahspuren auf ganz rechts aussen und schlich mich auf der Standspur vorbei, immer vorsichtig an den Lastern vorne umme Ecke gespät, ob gerade die Silberfische auf gleicher Höhe rollten. Ab da wars dann lang- oder kurzweilig, ein paar Querschläger -> Sportfahrer -> Clubsportler -> Slalomfahrer die wohl die Reifen warm halten wollten .... hakenschlagende und platzschaffende Lasterfahrer mit Daumen hoch .... eben alles was da so rumsteht.

Diesen Stau abgearbeitet kamen dann noch Baustellen mit völlig, sich überschätzenden Linksfahrern. 2,20 m breite, linke Fahrspur, vor mir jagt ein seicento-ka-kia-wat-weiss-ich-Bolide durch die Blechwände, der übermotiviert gerade noch in der Einfahrtsschikane die Spur auf links gewechselt hatte und nun 1 meter hinter dem 1. Laster hing. Normalerweise würde man denken, fahr´ nicht so dicht auf. Hier wars anders, der Laster war auf der anderen Spur und der Kleinwagendödel hätte fahren können. Hier war wohl die Wahrnehmung der Fahrzeugabmessungen extrem gestört.

Nützte nix, er verteidigte die Pole hartnäckig und ich schluckte runter.

So verliefen die restlichen Km recht langweilig, tanken, Baustellen, Linksfahrer, Idioten ..... bis dann von hinten ein Gewitter aufzog. Wat Gewitter bei 8 Grad im März? Jooh. Es war ein so genanntes Kurzgewitter.

Noch hörte ichs grollen, sah aber noch nix. Und dann kam da, ich fuhr so um 160 rechte Spur, ein Gullwing Baujahr 2010 vorbei gezoomt. Die Situation kannte ich aus Zeiten, wo mein Rennmopet 125 PS, die Gixxen aber schon 175 davon hatten. Also die interne Frage, fahre ich gerade rückwärts oder parke ich?
Umgehend wurde der Status RSV4 vom "Einfahrmodus" auf "Eingefahren" am rechten Lenkerende umgeswitcht. Aaaaaber dem ging gut der Benz. Aber sehr gut. Und ich glaube, wenn nicht irgendein Kunibert mit 70 einen Motorroller überholt hätte, der SLS wäre weg gewesen. Weil wegen Tankrucksack bekam ich die Rübe nicht hinter die Scheibe und ab 270 wirds komisch mit Helm im Wind. Merke: Beim nächsten mal Tankrucksack zu Hause lassen.

Fazit: Morgens dachte ich noch, heute Abend muss man den alten Mann vom Bock heben. Dem war nicht so. Nach 10,5 Std. door-to-door, 950 Km, knapp anderthalb Stunden Pause, 2 großen Staus, 5x tanken, 85 Öken für Sprit, einer leichten Kante im Hinterreifen, 2 Tage lang leicht tauben Fingerspitzen bin ich zufrieden mit meiner neuen Bekanntschaft. Definitiv werden wir gute Freunde. Mir tat nichts weh, ja ist echt wahr. Eventuell bekomme ich mal wieder Post mit Fotos, von fremden Menschen, aber sonst war es echt klasse.
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Re: Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

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Beitrag von nobman »

Ist gut geschrieben, dem Geschichte
gruss nobman
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Re: Die Kilorunde- aus gegebenem Anlass

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Beitrag von wanderschikane »

Klasse geschrieben. Ob die Falcosine da beim Fahrspaß noch mithalten kann?
Gruß Marc
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