MadGab hat geschrieben:Tach zusammen
bekanntlich reite ich eine
HONDA XL600R PD03 und hatte letztes Jahr in Smilde, NL, meine ersten Motorschaden, den ich nun reparieren will. Dabei will ich die Gelegenheit ergreifen alle Bauteile zu bearbeiten, auch die
Kurbelwelle (KW) meiner 600R. (
Gemeint ist Nicht die Schwungscheibe).
Frage an die Spezialisten unter euch:
"Welche Optionen bieten sich mir da?"
Schaue ich mir die KW genau an, so fällt mir - außer vielleicht das Pleuel Polieren oder
neues Pleuel einbauen - nichts weiter ein. Geht da noch mehr..?

Also verglichen mit anderen Bauteilen ist das Optimierungspotenzial an
einer neuwertigen(!) Kurbelwelle ziemlich überschaubar. Außerdem sind
die meisten Arbeiten bauartbedingt (ungeteiltes Pleuel) recht aufwendig.
Mal der Reihe nach: hinsichtlich der Dauerfestigkeit ist die geschmiedete
Oberfläche eher besser als eine polierte, also solltest du höchstens dann
polieren wenn du vorher Material entfernt hast (z.B. um das Pleuel zu er-
leichtern), aber in dem Fall wäre Verfestigungsstrahlen noch besser. An-
sonsten lass es wie es ist.
Die Schwungmasse (genauer: das Trägheitsmoment der Kurbelwelle) zu
verringern bringt dir mit deinem Einzylinder auf der Rennstrecke erfahrungs-
gemäß nichts (außer Problemen). Wenn du mit sagen wir 60PS bei 120km/h
voll beschleunigst dreht der Motor sowieso derart langsam hoch daß die
Schwungmasse dabei nur sehr wenig Leistung aufnimmt, d.h. du wirst keinen
Unterschied spüren (im 1. Gang sieht das anders aus, aber nutzt du den?)
Zum Thema dynamisch Wuchten: bei keinem anderen Motor ist das Verhältnis
Aufwand:Wirkung dabei so ungünstig wie bei einem Einzylinder mit gebauter
Kurbelwelle. Dafür muß das Pleuel demontiert werden, was ein Auseinander-
pressen der Welle erfordert, dann braucht es ein passendes Meistergewicht,
die Welle muß zum Wuchten provisorisch wieder zusammengebaut werden,
danach wieder richtig. Und selbst wenn dann die Wuchtung ultrapräzise stimmt
vibriert der Motor nachher immer noch fast genauso stark wie vorher weil ein
Einzylinder prinzipiell immer große freie Massenkräfte hat (siehe auch den Bei-
trag von R6-Pille). Um eine merkliche(?) Verbesserung zu erzielen müsstest
du auch die Ausgleichswelle dynamisch wuchten (d.h. ihr eine genau definierte
Unwucht verpassen), ich hab aber noch keinen Betrieb gesehen der sowas an-
bietet, der Aufwand wäre ebenfalls extrem hoch.
Daß sich durch Bearbeitung der Hubwangen (Polieren, Formänderung) spürbare
Leistungsgewinne erzielen lassen halte ich für zweifelhaft.
Ich würde dir im Zweifel eine "normale" Überholung der Welle mit einem neuen
Pleuelkit empfehlen. Wenn du ein Zubehörpleuel (Falicon oder Carillo) verwendest
solltest du sicherstellen daß es nicht viel schwerer als das Serienpleuel ist, speziell
mit Carillo kann man da schon mal eine Überraschung erleben (die sind bedingt
durch ihrer Konstruktion manchmal deutlich schwerer als die Serienpleuel).
Wichtig ist dann noch daß der Fliehkraftfilter (so vorhanden) gereinigt wird, die
Preßkraft für den Zapfen hoch genug ist und die Ausrichtung der Hälften zueinander
stimmt.
Viele Grüße
Sven