Ich vermisse ihn. Meinen Grünkohl. In einer schummrigen Ecke mit schnapsbedingt schon leicht entrückten Tischnachbarn. Mit Leuten, die den Weg zum Klo vor Schlangenlinien nicht mehr finden, und dem DJ, der den Zugang zur richtigen Lautstärke verloren hat. Vollgekleckertem, klebrigen Fußboden und schwitzigen "Tänzern". Dazwischen diejenigen, denen man immer wieder "hab schon Freund" zubrüllen muss.
Auch, wenn der Grünkohl meistens eher glitschige überwürzte Matschepampe war, ist doch das Drumrum absolut unbezahlbar. Das fällt nun leider aus. Und das, wo wir in diesem Jahr 150 Jahre Kohltour feiern. Zum Glück war ich im letzten Jahr noch unterwegs. Es war zwar viel zu warm und hat geregnet und am Ende hab ich im Skoda geschlafen, aber es war saumäßig unterhaltsam.

Und jetzt? Keine Herden von eng aneinandergerückten durchgefrorenen Wanderern. Abendliche Zufluchtstätten bleiben leer, Regentschaften werden zwangsverlängert. Gut, es muss auch keiner den Weitwurfgummistiefel aus dem Graben holen, aber das ist doch alles nix.
Traurig bette ich die Pinkelwurst auf dem krausen Grün. Wir feiern in diesem Jahr ein einsames Jubiläum, eines von vielen.
Alles Gute, lieber Grünkohl! Auf die nächsten 150! 50 davon schaffen wir vielleicht noch zusammen.
