Kurz nach dem obergoilen Wochenende in Most – dem Saisonabschluss-4h-Event vom Robert - war in uns eine gähnende Leere und wir wollten nicht einsehen, dass Anfang September das Aufzünden für dieses Jahr ein Ende haben sollte. Wir surften stundenlang in den Tiefen des Internet und es bot sich der 3-Tages-Event vom Herrn Rehm im Anschluss an seine Abschlussveranstaltung an. Meiner einer hatte noch einen dunklen Fleck auf der Weste und ich wollte unbedingt meine Vergangenheit bewältigen. Hatte ich doch vor etwas mehr als zwei Jahren meiner damaligen K3 in der Casanova – eine leicht nach außen abfallende Bergabrechts – bei einer Geschwindigkeit von amtlich vermessenen 140 km/h den Todesstoß versetzt

Als Schlumpfenmobil sollte das Yamaha-Motorhome vom Junior herhalten, da Günther sich als Ein-Euro-Jobber unserer Prozession gen Süden anschließen wollte. Ich hatte im Vorfeld eine Art Leistungsmessung auf der Strecke programmiert und zur Valedierung hatte ich mir einen Powercommander geleistet

Es hätte alles so schön werden können, hätte sich nicht eine Woche zuvor Antizünd in Form meines Rückenleidens gemeldet. Die Schmerzen – jaja, ich weiss Mimimi – waren fürchterlich, jeder Rheumaleidende einhundertelfzigjährige Rentner nahm mir auf 100m ungefähr elfundzwanzig Minuten ab

Gegen 13-Hundert verließen wir unsere oberbayrische Heimat Oberbayern gen Süden. Von der Fahrt selbst ist nicht viel zu berichten. Nur das wir endlich die Aussicht vom Mäcki auf der Europabrücke genießen durften. Junior schwärmt uns seit ungefähr 3,4 Jahren von dieser Aussicht vor, ich weiss allerdings immer noch nicht warum …. Wir hatten auf jeden Fall eine Menge Spaß bei dieser Aussicht, hehe. Gegen 2000 Uhr schlugen wir im Lager der Gebückten auf, steckten unseren Claim ab und bauten unser Zelt auf, welches die nächsten 4 Tage unser Homebase darstellen sollte. Die Temperaturen Ende Oktober waren um diese Uhrzeit äußerst bescheiden und ich beschloss mich nach dem Genuss von vorzüglichen Grillwürsten und dem ungefähr elfundzwanzigsten Hopfentee meinen leidenden, gestählten Körper nieder zulegen. Das gab es noch nie, meiner einer war vor meinen Teamkollegen in der Heia

Am nächsten Morgen war anfänglich Nebel, die Sonne kam jedoch recht schnell hervor und es wurde ein goiler Tag an dem wir es ruhig angehen ließen. Wir machten eigentlich nichts, außer blöd daherreden, ab und an einen Hopfentee zu verköstigen und uns die Sonne auf den Bauch brennen zulassen … Laufen war gut für meinen Rücken und so machten wir uns gegen 19-Hundert auf einen Fußmarsch um das geliebte Asphaltband in der Toskana. Ich brachte der Casanova ein Opfer dar und hoffte Prozünd damit gnädig zu stimmen. Im Anschluss ließen wir uns auf der Abschlussfeier verköstigen und ich legte mich wieder recht früh ab, in der Hoffnung am nächsten Tag richtig aufzünden zu können.
Am Montachmorgen wachte ich mit fast keinen Schmerzen auf und war voller Tatendrang. Wusste ich doch von früher, dass man mich nur mit meiner Rüstung mit einem Kran auf mein Streitross setzen musste und ich würde zumindest aufzünden können, die Zeiten würden allerdings ziemlich bescheiden sein. Der anfängliche Nebel war recht schnell verschwunden. Am Vormittag war Gruppenfahren angesagt und dank einem Aufkleber auf der Front unserer Huren wusste jeder wann er zu fahren hat. Irgendwie schaffte ich es alleine auf meine geliebte K4 zu steigen und enterte die Strecke mit erhobenen Rad, die Sonne schien, fast keine Schmerzen in der gebückten Haltung. Prozünd meint es gut mit mir



Auf der Strecke wurde sehr viel Schrott produziert, die Besatzung des Schandwagens hatte alle Hände voll zu tun

Am Nachmittag war freies Fahren angesetzt, mit dem Ergebnis, dass es schier unmöglich war auf die Strecke rauszukommen. Meine Halsschlagadern schwollen allmählich zu der Stärke unseres neuen MotoGP-Weltmeisters an, als er von Pedrosa in Estoril ins Kiesbett befördert wurde



Die Fahrerbesprechung hätte man sich eigentlich auch schenken können. Vor meinem vorletzten Turn hatte jemand kurz vor der letzten 180° Rechts eine ewige Ölspur hingelegt. Ich komme dort das erste Mal an, überall werden links und rechts gelbe Flaggen geschwenkt und ich zucke leicht am Gas und werde ungefähr von 10 Kollegas überholt …...
Ich spulte mein Testprogramm ab, die Schmerzen hielten sich in Grenzen und ansonsten ist fast nichts mehr zu berichten, bis auf … ich komme rein und sehe die weißen Reifen vom Junior seiner R6. Ihm war laut Datarecording beim Anbremsen auf die zweite Schikane das Gas bei 20% hängen geblieben und er hat eine gerade, fette Spur ins Kiesbett gezogen. Wie versuchten die Ursache zu lokalisieren, fanden aber keinen Fehler ….
Zum letzten Turn wechselte ich hinten auf einen alten Michelin, fuhr mit dem Web-Schlumpf raus und hatte richtig Spaß. In den schnellen Wechselkurven – und da gibt es hier einige – ließ sich die K4 richtig goil umlegen. Im Vergleich zu den vorher gefahrenen Pirellis ein Gedicht. Der Grip des hinteren Reifens war zwar nicht mehr der Knaller (er hatte inzwischen ca. 4,5 h richtiges Aufzünden – allerdings ohne Rennen – hinter sich), ich hatte aber ein Grinsen im Gesicht, dass man fast operativ hätte entfernen müssen, als man mir vom Moped half (jaja ich weiß, ich bin schon ein etwas älteres Semester). Der Plan für den nächsten Tag war folgender: Zum Einrollen am Morgen noch einmal kurz den alten Michelin, dann zum Zeittraining den Neuen aufziehen und es würde zumindest für den B-Lauf am Dienstag-Nachmittag, den Schlumpfenpokal am Mittwoch und dem Old-Man-Cup ebenfalls am Mittwoch reichen.
Am Abend grillten wir den einen oder anderen Fetzen Fleisch, tranken den einen oder andern Hopfentee und ich zog mich dann wegen meines leicht gekrümmten Ganges in die Schlafgemächer zurück …
Der Dienstagmorgen begann wie die letzten beiden Tage mit Nebel, die Sonne kam recht schnell hervor und es würde ein goiler Tag werden …. Junior platzte voller Tatendrang, zog sich sein Leder an, setzte seinen nigelnagelneuen gelben Edwardshelm auf und entschwand. Ich wollte der Strecke noch ca. 15 min Sonneneinstrahlung gönnen und machte mich allmählich fertig. Ich wollte gerade meine Gehörgänge verschließen und den Plastikhut aufsetzen, als diese plötzliche, in unseren Kreisen wohlbekannte Stille einsetzte. Oops, dachte ich, das geht ja schon wieder gut los, liegt schon wieder einer. Scheiße, jetzt stehen die wieder alle vorne und es wird wieder unmöglich sein rauszukommen. Warum kommt Junior nicht rein …. Plötzlich kommt der gelbe Schandwagen um die Ecke und eine zertrümmerte blaue R6 mit der #221 steht ohne Reiter angelehnt auf der Ladefläche … Scheiße, der Junior ist gestürzt. Ich renne sofort zum Medicalcenter und da saß ein ziemlich zerknickter, im Bereich der rechten Schulter verbundener Aufzünder, in unserem Team als Junior-Schlumpf bekannt. Der Doc erzählte auf gebrochenem Englisch, Junior hätte sich die Schulter ausgekugelt. Er – der Doc – hätte die Schulter wieder eingerenkt und der Patient müsste jetzt ins Krankenhaus zum Röntgen …. Junior äußerte sich dahingehend, dass ihm das Gas hängengeblieben sei und er sich beim Anbremsen der Casanova per Bremshighsider von seiner Kiste verabschiedet hätte


Ich bin sofort wieder zurück, habe ein paar Klamotten, sein Handy und seinen Geldbeutel eingesammelt und bin ins Krankenhaus gefahren. Irgendwann haben sie mich dann endlich vorgelassen und ich fand unseren Junior in mehr oder weniger unveränderter Haltung auf einem Bett in einem Gang. Jetzt begann diese elende Warterei im Krankenhaus …. Irgendwann konnte ich nicht mehr stehen und Junior entließ mich ins Lager der Gebückten. Dort angekommen waren noch knapp 15 min Zeit bis zu unserem Zeittraining. Tom (Web-Schlumpf) hätte auch nicht fahren können, da sein Schlüssel im Motorhome war. Ich überlegte, ob ich noch schnell den Reifen wechseln sollte – mein genialer Plan vom Vorabend, war aufgrund der eingetretenen Ereignisse hinfällig – hierfür reichte die Zeit jedoch nicht mehr. Ich zog meine Rüstung an und fuhr mit dem Tom raus. Kurz gesagt, der Turn hat Spaß gemacht. Meine Zeiten waren jedoch wegen dem ausgelutschtem hinteren Reifen relativ bescheiden und ich hatte verzockt. Es reichte nur für den Schlumpfenpokal am Mittwoch, selbst für den Old-Man-Cup war ich zwei Zehntel zu langsam, Scheisse. Wenigsten unser Webschlumpf hatte es in den B-Lauf am Nachmittag geschafft. Kurz nach unserem Einlauf in die Homebase kam der Anruf, dass Junior die unwürdigen Räumlichkeiten in Borgo San Lorenzo verlassen könnte, er hatte außer der ausgekugelten Schulter nichts. Ich machte mich auf den Weg ihn zu abzuholen. Der Rest dieses verhurten Tages ist relativ schnell erzählt: Tom fuhr ein passables Rennen, war aber auf der langen Geraden leichte Beute der zahlreichen Tausender im Feld und er konnte sein Position im Feld gerade halten. Wir haben noch die Daten an der zerknickten R6 ausgelesen. Junior war beim Anbremsen das Gas bei 31% steckengeblieben und er ist bei 156 km/h von der Kiste abgestiegen


Der Rest unseres vermaledeiten Ausfluges ist noch schneller erzählt: Auf der Heimfahrt von der Pizzeria begann es zu regnen. Am nächsten Morgen war kein Nebel, dafür aber Land unter. Naja, es regnete und ich hatte keine Lust nach dieser geilen Saison am letzten Tag noch eine nasse Bodenprobe zu nehmen. Dem Web-Schlumpf ging es nicht anders und wir packten unser Hab und Gut wieder ein. Auch jetzt gelang es uns sämtliche Utensilien zu verstauen und gegen 1200 Uhr verließen wir das Lager der Hässlichen. In der Po-Ebene schien wieder die Sonne und beim Mäcki an der Europabrücke durften wir noch einmal die Aussicht genießen ….
Das Fazit dieser Veranstaltung:
- Wir - die Schlümpfe – werden niemals nicht an einem Training vom Herrn Rehm teilnehmen. Das zeitliche Niveau dieser Veranstaltung war sehr gut, aber wir haben kein Bock nochmals an so einem Chaos teilzunehmen. Das fängt an über ein ewiges Warten bei der Anmeldung, einer viel zu späten Fahrerbesprechung, einem ewigen Warten an der Boxenausfahrt, einem Warten beim Gruppenfahren !!!!!!, einem recht gefährlichen Verhalten der Aufzünder (ich geh mal davon aus, dass die Überhohler bei gelb im italienischen Lager zu suchen waren), einem andauernden wechselnden Zeitenplan und und und




- Wir wissen nicht warum dem Junior zweimal das Gas hängen geblieben ist. Eine Möglichkeit wäre, dass es den Luffi verschoben hat und ein Stein die Drosselklappe verklemmt hat. Wir werden nächstes Wochenende eine Endoskopie machen. Vielleicht finden wir einen Stein …
- Meine Programmierarbeit war nicht umsonst. Die 0,34 PS, die ich gefunden habe, machen mich nicht ein Zehntel schneller, aber es macht einfach Spaß, sich über solche Sachen den Kopf zu zerbrechen
- Unser 1-€-Schlumpf war der Hammer, bitte lieber Günther fahr das nächste Mal wieder mit ….
- Ich fahr einfach gerne mit meinen Teamkollegen zum Aufzünden. Trotz der Bodenprobe von unserm Junior haben wir einen unheimlichen Spaß gehabt.
- Lieber Prozünd, lass den Winter vorbeigehen. Ich freue mich auf Albacete Ende Februar !!