hier ein paar Gedanken zum Rosenheimer Local Event im Hochgeschwindigkeitsoval der Alpenrepublik.
Um den Kontakt zu den Einheimischen Zündern zu pflegen habe ich mich vor 8 Wochen für diesem Tag eingeschrieben. Bis dahin kannte ich Rennstrechen nur von Touristenfahrten in Hockenhausen und auf dem unaussprechlichen Eifelkurs. Ganz klar bin ich Einsteiger (Gruppe C) und wünschte gefälligst einen kompetenten Instruktor.
Allerdings schob sich dazwischen ein Montagstraining mit Speer im Badnerland wo ich feststellte, dass ich in der "mittleren" Gruppe keine Wanderschikane bin, sondern mich intensiv mit der Kunst des Überholens auseinandersetzen muss.
Kein Grund für die schnelle Gruppe beim nächsten Training, aber die mittlere Gruppe des Local Event mit optionalen Instruktor schien mir attraktiver, weil man eben auch frei fahren kann. Leider war die mittlere Gruppe ausgebucht und ein Wechsel nicht möglich.
Der Termin rückte näher und Petrus schien den berühmten Salzburger Schnürlregen genau zum Zündtag abzufeuern. Also, Franz und Wolle verückt gemacht um noch schnell an ein paar dieser sagenumwobenen Brückensteine zu erwerben. Mit denen soll man ja im wahrsten Sinne des Wortes über das Wasser gehen.
Leider schafften es die Regenreifen nicht zum Termin, doch zum Glück versagte auch Petrus' Schnürleregen und die Sonne schien. In der Boxengasse war mir recht schnell klar, dass ich in der falschen Gruppe war. Zahllose Nummernschilder, Textilanzüge, wiederkauende Reiseenduros trugen sich für "meine" Gruppe ein. Ein Wechsel wurde mir weiterhin verwehrt; also raus mit Stefan, dem Instruktor, Strecke vom Moped anschauen, den Streckenposten winken und die Idealline auf homosexuelle Art und Weise bereiten. Mit den wohlwollenden Worten des Instruktors durfte ich zum zweiten Turn in die schnelle Gruppe wechseln.
Natürlich war ich nervös, ob ich hier gnadenlos thermonuklearisiert werden würde, aber das Wissen, dass ich ja keine Haken schlage und einen halbwegs sauberen Strich ziehen kann gab mir das nötige Selbstvertrauen von der Ampel weg mit offenem Herzen Feuer zu geben.
Bald merkte ich, dass ich hier genau richtig war. Ein paar wahrlich redliche Aufzünder brannten mich nach allen Regeln der Kunst her, aber genausoviele erlitten die gefürchtete Gashandlähmung des gerade aussen überholten 1000er Fahrers und blieben dann auch auf der Geraden respektvoll hinter meinem Mädchenmopped.
Doch der Salzuburgring bleibt nicht nur in positiver Erinnerung. Das Streckenlayout ist eigentlich ein Witz. Spass machte mir nur die Nocksteinkehre und Fahrerlagerkurve bis Start/Ziel. Alles andere ist Vollgas und eine Schikane, die auch wirklich ihren Namen verdient.
Zudem geht dem 600er Piloten die Kraft der Männermotorräder auf den Sack. Da fährt der Textilmann mit Nummernschild den gössten Stiefel und was auch immer du in den Kurven herausfährst nimmt er dir wieder auf der Geraden, wenn er nur eine herzhafte rechte Hand hat. Für mich war die einzige erfolgreiche Überholkurve die Rechts nach der Fahrerlagerkurve, weil ich mich dann in der folgenden Kombination absetzten konnte. Aber ich lerne ja erst. Zu guter Letzt habe ich der Suzi noch ein Kiesbad verschafft. Ob das am gerade einsetzenden Regen lag, an kalten Reifen (mit Reifenwärmer???) oder was auch immer, weiss ich nicht. Es war jedenfalls in der Nocksteinkehre in der ersten Runde des letzten Turns gerade beim Gas anlegen, als das Hinterrad lowsidete...
Trotzdem hab ich wiedermal viel gelernt. Vor allem der Stefan und ein R1 Pilot haben mir gezeigt wie man redlich in die Kurven reinbremst und so alles was da sonst noch so rum steht deklassiert. Meine heimlichen Gedanken die K6 gegen eine RN12 zu tauschen, solange sie noch neuwertig ist, qäulen mich auch nicht mehr. Statt dessen erfreue ich mich an männlichen Schleifspuren am Kombi und einer gründlichen Kiesstrahlung von Rahmen und Tank. Ich darf sogar nach Jahren der Abstinenz wieder Polyesterharz zu Händen nehmen und überlege ob ich nicht den Originallacksatz gegen einen eigenen Hänger tauschen soll.
Feuer frei!
Olli
P.S. Thumbs up für den Auer Luggi und sein Team für Kaffee, Pressluft und einen reibungsfreien Ablauf.
Double thumbs up für den LL Tafeltäger, der es geschafft hat in mittlerer und schneller Gruppe zu fahren ohne weiter aufzufallen
