Anbei mein bescheidener Bericht über den Trip nach Brünn mit Prospeed.
Ich bin so frei und hol noch ein bisschen aus.
Juni 2005 hab ich meinen Motorradschein gemacht und damals stand für mich schon fest das ich unbedingt mal auf die Rennstrecke muß,
was im Mai 2006 mit Prospeed in Most realisiert wurde. Mein erstes Rennstreckenerlebnis hab ich mir selber ein wenig vertrübt, da ich zu viel
auf ein Mal wollte und die Quittung in Form eines Sturzes bezahlte. Der Kerl der letztes Jahr ebenfalls abflog ( angeblich wegen mir, ich behaupte
er war zu blöd auszuweichen, wurde mir auch von einem aussenstehenden damals bestätigt ), hat mich Anfang April verklagt und versucht jetzt an
Schmerzensgeld und an seine Mopedreperatur zu kommen, deshalb war mir klar das ich´s diesmal erst recht ruhig angehen lassen sollte.
Meine Anwältin meint zwar das er keine wirkliche Aussicht auf Erfolg hat, da es ja ein "normaler" Rennstreckenunfall war, aber das is eine andere Geschichte.
Dieses Jahr sollte alles anders kommen.
Nach dem ich mir Anfang des Jahres einen meiner sehnsüchtigsten Wünsche erfüllt habe, den Kauf meiner geliebten ZX-10R Baujahr 2006,
stand für mich fest das ich unbedingt auf den Kringel muß. Nur welcher, das wusste ich nicht

Nach kurzer Recherche hab ich mich noch nach dem nötigen Zubehör umgesehen:
- Rennstreckenverkleidung ( GFK )
- Carbon-LiMa-Deckel
- Carbon-Motorgehäusedeckel
- Einen Satz Pirelli Supercorsa Pro
- Sturzpads
Und das geilste an der ganzen Sache war, dass ich für den Event ( 3 Tage ) nicht einen Cent bezahlen mußte, ich hab alles über die Arbeit
als Bonus bei Zielerreichung geregelt :O)
Jetzt blieb nur noch die Auswahl der Strecke. Von Most war ich schon recht begeistert, ein schöner Kurs mit einem ganz eigenen Charme.
Mein Schwager war vor 3 Jahren in Brünn und schwärmte mir von der Strecke vor, meist nach dem wir sie auf der Playstation wie
so oft am Wochenende schon abgefahren hatten.
Gesagt, getan! Zwei Tickets nach Brünn mit Prospeed bitte, Instuktorengruppe, und das ganze ZACKZACK!

Über Monate hinweg hatten mein Schwager und ich uns schon gepiesackt mit den üblichen Sprüchen:
Dich mach ich Platt! Du wirst Deinen scheiß Hobel nur noch wegwerfen wollen! Ich miet gleich noch nen kleinen Container dazu, dann kannst
Dein Moped in den Einzelteilen zurückfahren, usw. usf.
Ich wollte unbedingt in ein Hotel, da ich Campen hasse, mein Schwager konnte mich dennoch davon überzeugen an der Strecke zu Zelten.
Wir fuhren mit bester Laune bei etwas Regen los und freuten uns wie die Könige auf ein paar geile Renntage.
Als wir jedoch bei Nieselregen und 10° Grad in Brünn ankamen sind mir alle Gesichtszüge entgleist und ich ahnte das schrecklichste.
Nach einem eher unbequemen Grillabend ( 5° Nachts, also saukalt! ), sind wir nochmal die Strecke zu Fuß abgelaufen und ich konnte mir
eine grobe Übersicht verschaffen.
Mein Erster Gedanke -> Wow! Berg auf, Berg ab, schnelle Kurven, langsame Kurven, blinde Kurven, alles was das Herz begehrt <-
kurz um, ich war verliebt und konnte es nicht erwarten auf die Strecke zu kommen! Nach ein paar Stunden schlaf war´s so weit, endlich
Morgen.
Nach der Fahrerbesprechung wurde uns ein Instruktor zugeteilt, meiner hört auf den Namen Michael, ein ausgezeichneter, sehr sympathischer
Aufzünder der ebenfalls eine 10er BJ 2006 fährt. Schon mal ein gutes Omen, dachte ich.
Während dem ersten paar Turns konzentrierte ich mich nahezu ausschließlich darauf seine Linie zu beobachten, was mir größtenteils
gelang. Stück für Stück erhöhten wir das Tempo und kamen von den Anfänglichen 3 Minuten mit der Gruppe in Richtung der 2.47er Zeiten.
In unserer Gruppe hatten wir einen etwas langsamerern Fahrer und ich hatte schon anfangs das Gefühl das er sich nicht wirklich wohl
fühlt von der gesamten Geschwindigkeit her. In einer der Pausen hab ich ihn mal gefragt wie er zu recht kommt, ob´s ihm nich vielleicht etwas
zu schnell ist. Er meinte nur " Ne ne, ich muß nur meine Linie finden" und tat es mit einem Handschlag ab.
Auch auf mein "Hey, wir müssen uns hier nix beweisen, es geht nur um Spass" hat er nich wirklich reagiert. Im nächsten Turn, in der dritten
Runde kam es dann leider so wie ich es schon fast geahnt hatte:
In der links/rechts vor der Steigung wo´s zur Boxengasse geht hat´s ihn erwischt. Glücklicherweise war er nicht besonders schnell unterwegs,
ich war knapp 10 Meter hinter ihm, hatte also freies Blickfeld und konnte noch gut ausweichen. Er hat wohl probiert mit aller Gewalt die
Linie zu ändern und hat dabei die Maschine so unsanft mit den Fußrasten in den Boden gerammt das die ganze Maschine instabil wurde
und er unsanft abfliegen mußte. Diagnose -> Finger gestaucht, Mopedverkleidung verkratzt, Auspuff verschrammt, Gott seid dank also
weder an Mensch noch Maschine großer Schaden.
Meine größte Angst galt dem ersten Turn mit freiem Fahren, das war der Zeitpunkt an dem es mich in Most auf die Fresse legte.
Ich riss mich zusammen und ließ es wie geplant ruhig angehen und legte mir wenn ich überholen mußte die Leute meist vor den Kurven zurecht
um dann gemütlich vorbei zu ziehen, was meist recht gut gelang. Nach ein paar Runden im gefühlten Raketentempo spurtete ich gleich vor
zur Prospeedbox um mir die Zeiten anzuschauen: Nach Ende des zweiten freien Turns purzelten meine Zeiten auch schön und
es stand eine 2:37xx zu Buche. Rossi, Dich schaff ich auch noch war mein Gedanke als ich innerlich multiple Orgasmen erlebte von dem
Rausch

Meine Bestzeit an dem Tag erreichte ich mit einer 2:35060 und ich war sehr zufrieden mit mir, da der Michael ( Instruktor ) mir eine 2:45
als Einsteiger als gut attestierte.
Nach einem verregnetem, kalten Grillabend konnte ich den nächsten Tag kaum erwarten, ich wollte meine Zeiten noch ein wenig nach
unten drücken, mein Ziel war eine 2:32xxx, da ich mir dachte das 3 Sekunden schon Welten sind.
Der erste Turn des Tages stand mit Zeiten um die 2:40 +/- 1 Sek schon mal als ordentlich da.
Beim zweiten Turn hatte ich dann das erste Mal Kniekontakt mit dem Boden und das während des gesamten Omegas, ich war wieder
mal im Rausch und dachte mir das müssen Hammerzeiten sein und ich sollte nicht enttäuscht werden:
Die schlechteste Runde war in dem Turn eine 2:35311, der beste eine 2:32402 und ich war von mir selber begeistert.
Leider zog sich wieder alles zu und ich befürchtete gar nicht mehr fahren zu können, aber bevor der Regen kam konnte ich noch ein Mal
raus auf die Strecke, wo ich auch prompt meine Bestzeit des Events fuhr, eine Stolze 2:31974 und das wobei in der langen rechts
nach dem Omega die Idealline versaut war, weil jemand einen Kühlwasserplatzer hatte und sieben Leute gestürzt sind!!!
Die Bestzeit des Tage war eine 2:16xxx von einem erfahrenen GSX-R 750-Treiber namens Ahrnd, glaub ich. Der is wohl schon seit
Jahren mit Prospeed dabei, ein verdammt schnelles Kerlchen

Was solls, ich war schon mit meinen Zeiten überglücklich und alles lief sturzfrei ab.
Ab 15Uhr regnete es dann unaufhörlich und ein Anruf in der Heimat konnte unsere Laune nich aufbessern.
Auf wetter.de, wetteronline und wetter.com war überall für den letzten Tag, Regenrisiko 50% angesagt was uns einer der Brünn angestellten
auch bestätigte. Mir extra noch Regenreifen kaufen wollte ich nicht und mit meinen Reifen rausfahren und was riskieren wollte ich
auch nicht, das war´s mir einfach nicht wert. nach 4 Stunden Dauerregen haben wir beschlossen vorzeitig abzubrechen.
Am Rennen wollte ich nicht teilnehmen, dafür hatte ich schon eine Schrecksekunde wo ich mir dachte, alles klar, wenn der jetzt schon
so ein Riskiko eingeht, na dann gut nacht.
Nach der langen rechts nach Start/Ziel kommt der Linksknick, den hab ich gut erwischt und war voll am Gas um auf die Links zu zu-
beschleunigen. Ich lieg schon schön in Schräglage, das Knie liegt eher recht eng am Motorrad an und schleift schön am Boden,
in dem Moment kommt der Knödel mit seiner grünen Neuner fast aufrecht an meinem Vorderrad vorbei genagelt. Mit etwas Glück
konnte ich noch rechtzeitig reagieren, bremsen und ihn passieren lassen. Wenn er jetzt schon so ein Risiko eingeht wenn´s um nix
geht, wie mag das dann nur während dem Rennen sein, dacht ich mir?
Es war eine Entscheidung die mir zwar überhaupt nicht geschmeckt hat, aber ich hielts für das sinnvollste nicht Teilzunehmen.
Bilanz:
- Moped heil
- Körper heil
- Schwager heil
- Brünn is bestimmt einer der schönsten Strecken
- Das Prospeedteam is einfach grandios
- Wieder nette Aufzünder kennengelernt
- Ich hab mein neues Bike besser kennengelernt
- Ich hab gelernt in den Kurven besser zu bremsen und die Radien zu ändern ( Dank an Michael von Prospeed nochmal )
- Mein "Blick/Übersicht" während dem fahren hat sich verbessert
- Meinem Schwager hab ich von der schnellsten Runde her verblasen, es steht meine 2:31974 zu seiner 2:335xx :O)
- Brünn is ein muß, hoffentlich nochmal dieses Jahr
Last but not least:
- Das schockierendste is das ICH eine Vernunftsentscheidung gefällt hab

Schade war nur das ich keinen aus dem Forum angetroffen hab...
In diesem Sinne bis bald und viele Grüße,
Kev
P.s. Fotos kommen die Tage noch rein...