Papa punktet am Pann - Teil II
Der Samstag begann wie üblich mit einer doppelten Dosis wasserlöslicher, wachmachender Substanzen. Der Tag versprach interessant zu werden. Auf dem Zeitplan standen das zweite Zeittraining, ein Sprintrennen über 7 Runden sowie als Highlight ein 3h-Rennen von 1800-2100h.
Um 10 Uhr rollten die 600er zum 2. Qualifying um die Zeiten und Platzierungen des Vortages möglichst noch zu verbessern. Bei nur 10 Minuten Trainingszeit würde es jedoch nicht viele Versuche geben um noch mal ein Scheit nachlegen zu können. Web-Schlumpf ging die Sache relativ entspannt an und beendete die Qualifikation mit einer Zeit von 2:08,6. Zwar nicht grade ein Quantensprung, aber es reichte immerhin für die zweite Startreihe – Platz 8.
Ganz vorne hatte sich überraschend souverän ein redlicher Zünder italienischer Herkunft platziert. Carsten, das hässlich schnelle Nordlicht, kam (für seine Verhältnisse) "nur" auf Platz 5. Jens, ein ebenso hässliches Nordlicht, stand auf Vier, also direkt vor Web-Schlumpf. Junior, gesundheitlich etwas angeschlagen, hatte seine 2:21er Zeit vom Vortag leider nicht mehr verbessern können und stand somit auf dem 27.Startplatz. Bei seinen Starterqualitäten sollte das aber kein Problem sein...
Papa-Schlumpf war in Anbetracht der bevorstehenden 2. Qualifikation außergewöhnlich entspannt. Das Wissen um die sichere Qualifikation versetzte ihn in einen geschichtsträchtig ruhigen Gemütszustand, so dass er gar völlig aufs Zeittraining verzichtete und sich statt dessen lieber noch eine Tasskaff und ein großes Stück Kuchen einflösste. Am Ende reichte seine Vortags-Zeit gar noch für Startplatz 15.
High Noon – die Boxengasse wurde zum Sprintrennen der 600er geöffnet. Nach der Besichtigungsrunde nahmen 28 Freizeithelden Aufstellung auf Start-Ziel, Robert entließ die Meute in zwei Aufwärmrunden. Doch schon zwischen Kurve 5 und 6 hüllte sich die Strecke plötzlich in dicke Rauchschwaden. Als sich der Nebel des Grauens langsam in den Wald zurück zog, erkannte man Pechvogel Jens, dessen Motor wohl eben in die ewigen Ölfelder eingegangen war, in die Wiese ausrollen.
Der Rest des Feldes nahm ohne weitere Zwischenfälle seine Startpositionen ein. Carsten grüßte noch freundlich zu Web-Schlumpf, der grüßte zurück um ebenfalls Glück und Erfolg zu wünschen. Web war nervös wie immer. Er war noch nie ein talentierter Starter, auch Jens' verwaister Startplatz vor ihm würde mit höchster Wahrscheinlichkeit keinen nennenswerten Vorteil bringen.
Robert entfernte sich von der Startaufstellung. Die Ampel ging an, Motoren heulten auf, Ampel aus, und die wilde Meute stürmte nach vorn wie eine von Geparden gejagte Herde Gazellen. Web kam gar nicht mal so schlecht weg, gefühlsmäßig höchstens 1 Platz verloren, kurz vor der ersten Kurve drückte sich noch Heinz G. vorbei, der von Position 3 gestartet war. Im Verlauf der ersten Runde verlor Web-Schlumpf noch einen weiteren Platz an Thomas W., am Ende der Runde klaffte eine kleine Lücke zum vorderen Pulk. Nach zwei weiteren Runden lief Web auf einen Gegner auf, der wohl bereits Konditionsschwächen zeigte, und vollstreckte Ende Start/Ziel. Kurz darauf war auch Thomas W. wieder in Schlagdistanz und wurde ebenfalls Ende S/Z auf der Bremse in Atome gespalten

Danach blieb Web-Schlumpf nur die Flucht nach vorn um mögliche Konterversuche abzuwehren. Wie der Name Sprint schon beschreibt, war das Rennen dann nach recht kurzer Zeit vorbei und Web wurde als Siebter abgewunken. Während der letzten Runden hatte er noch an der einen oder anderen Ecke etwas Zeit gefunden und sich auf eine 2:06,5 gesteigert, was ihn sehr zufrieden stimmte

Junior hatte in der Zwischenzeit seine eigenen Kämpfe ausgefochten und rollte als erschöpfter 22. zum Parc fermé, wo bei Robert freundlicherweise jeder erst mal ein angenehm gekühltes Wasser spendiert bekommt.
Carsten stand als Dritter auf dem Treppchen, doch den Sieg hatten diesmal Richard R. und Francesco C. unter sich ausgemacht. Richard R. legte als Zweiter mit 2:03,2 eine respektable schnellste Rennrunde hin...
Nach der Mittagspause durften die Kilo-Fahrer ihre Kräfte und Testosteronpegelstände messen. Junior und Web begaben sich auf den Hügel hinter der neuen zusätzlichen Boxenanlage um dem Schauspiel beizuwohnen und Papa's Gegner mit ihren nackten, weißen Bäuchen zu blenden
Papa-Schlumpf kam als 15. am Ende eine großen Pulks aus Kurve 2. Er stritt sich einige Runden lang mit einem Zynder dessen Kombi und Moped ebenso leuchteten wie die Bäuche des Schlumpfen-Teams, nur dass dieser nicht leichenblass sondern Orange war. Die beiden wechselten des öfteren ihre Positionen, irgendwann musste Papa dann aber abreißen lassen und fuhr ein relativ einsames Rennen bis zur Flagge. Etwa zur Rennmitte verabschiedete sich Gonzo mit einem spektakulären Abflug in Kurve 7, und so wurde Papa als 14. abgewunken.
Nach der ein oder anderen Gedenkminute zurück in der Schlumpfen-Box bemerkte er dann irgendwann "Hey, dann hab ich ja sogar Punkte geholt!!!" und seine Ohren bekamen Besuch....
Als nächster Punkt auf der Tagesordnung war das Qualifying für die 3 Stunden angesagt. Besonders Papa-Schlumpf als großer Verehrer der Langstrecke freute sich wie ein Schnitzel auf den Ritt in den ungarischen Sonnenuntergang.
Web-Schlumpf wurde als Quali- und Startfahrer festgelegt. Junior fühlte sich nicht fit genug, und übernahm die bewährte Rolle als Teamkapo.
Papa-Schlumpf gab seinem Webmaster noch die Worte "übertreibs nicht, wir müssen uns nur qualifizieren" mit auf den Weg und schickte ihn ins fünfzehnminütige Zeittraining. Der hatte allerdings ohnehin vor sich keinen Stress zu machen, und kam nach drei fliegenden Runden schon wieder rein. Auf dem Lappenzeiter stand eine 2:08,2 die für den 10. Startplatz gut war. Das gesamte Team nickte zufrieden mit den Köpfen und begab sich ins Streckenrestaurant um sich vor dem Startschuss um achtzehnhundert noch etwas zu stärken...
Auf dem Rückweg zur Haus-Nr. 12 statteten die Schlümpfe der Familie Strobl einen Besuch ab, wobei sich die beiden Startfahrer natürlich nicht den einen oder anderen Kommentar verkneifen konnten. Web bemerkte trocken dass er ja direkt vor James stehen würde. Dieser konterte erwartungsgemäß und meinte "beim Start scho, aber de Grode is lang gnuag dass i mit da Tausender an Dir vorbei komm". Damit war die Mission der Schlümpfe eindeutig!
Die Boxengasse wurde um Dreiviertelsechs geöffnet, 19 Teams machten sich auf den Weg zur Startaufstellung. Sowohl der Probestart in die Aufwärmrunden, als auch der Rennstart wurden, wie es sich für die Langstrecke gehört, als LeMans-Start durchgeführt.
Junior erwartet den Web bereits am Startplatz und nahm ihm seinen 600ml-Joghurtbecher ab. Alle Fahrer nahmen Aufstellung, Robert riss die Flagge nach oben und 38 Beine setzten sich in Bewegung. Web-Schlumpf sprang auf die Kiste, legte den ersten Gang ein und wurde beim losfahren von beiden Seiten eingekeilt. Aber es war ja nur der Start zur Aufwärmrunde, also warum nicht die Sache sehr gelassen angehen und den schönen James in falscher Sicherheit wiegen

Gesagt, getan – beide Warm-up-Laps im Spritsparmodus absolviert, nur soviel Gas wie nötig um genügend Wärmeenergie in den Reifen zu halten, und das Moped wieder an Junior übergeben.
Diesmal gilts! Der Web marschierte über die Strecke, atmete tief durch und machte sich bereit für den Sprint zu seinem Rennpferd. Die Flagge ging hoch, Web legte einen durchschnittlichen 12m-Lauf hin, hüpfte in den Sattel, und dann geschah es: direkt vor ihm wurde eine drei Meter breite Schneise frei und er konnte bis zum Bremspunkt voll durchziehen. In den ersten Kurven ging alles glatt und langsam sortierte sich das Feld.
Das Anfangstempo war nicht von schlechten Eltern, und so vermeldete Web's Laptimer bereits in Runde 7 eine 2:06,2 - seine persönliche schnellste Rennrunde.
Direkt vor ihm fuhr Papa's Orange leuchtender Gegner aus dem Sprintrennen, und in dieser Runde würde er dran glauben müssen. Web-Schlumpf konnte sich natürlich nicht im Windschatten des Kilo-Piloten halten, bremste sich aber Ende Start/Ziel mit sanft schlingerndem Heck bis auf einen halben Meter an das gegnerische Hinterrad. Gemeinsam feuerten sie kurz auf die nächste enge Rechts zu um gleich wieder hart zu bremsen. Web's Hinterreifen konnte sich nicht recht entscheiden ob er schlingern, stempeln oder beides machen sollte, trotzdem erwischte er die gewünschte Linie gut und beschleunigte durch den Linksknick auf Kurve 4 zu. Hier hatte die Orange für seinen Geschmack schon in den Runden zuvor etwas früh gebremst, und so kam was kommen musste: Web-Schlumpf ließ das Gas den Hauch einer Sekunde länger stehen und bremste sich mit schaurig schön schlingerndem Heck an dem Freund der leuchtenden Neonfarbe vorbei. Dann am Scheitelpunkt beherzt am Kabel gezogen und am Kurvenausgang noch in leichter Schräglage zum ersten Mal das Vorderrad vom Asphalt gelupft. Unter Volllast ging es weiter zur nächsten Rechts, auf dem Weg dorthin über die beiden Bodenwellen hob der Vorderreifen jeweils noch mal leicht ab – wie mag sich das auf einer 1000er anfühlen wenn schon die 600er unprovoziert zum Wheelie ansetzen!
Den Atem des grade zerwheelten Gegners im Nacken spürend steuerte Web auf der Kampflinie in Kurve 5, dann weiter über die kurze Zwischengerade, schön durchs Rechts-Links-Rechts-Geschlängel laufen lassen und auf die Rechts-Hairpin zu. Wieder rechts, links und mit weit geöffneten Drosselklappen durch die Senke, in der das Vorderrad unweigerlich nach oben steigt. Durch den Rechtsknick die Backen zusammen kneifen und dann mächtig ankern und zwei Gänge runter. In der folgenden Rechts noch aufpassen, dass einem die Strasse nicht ausgeht und mit viel Schwung durch die Doppelrechts zurück auf Start-Ziel. Spätestens jetzt hätte Herr Orange vorbeikommen müssen, doch er tat es nicht ... Papa-Schlumpf war gerächt!!
Die Zeit verging wie im Fluge, Web war seit einigen Runden direkt hinter Carsten unterwegs als plötzlich Junior per Boxentafel das Signal zum Fahrerwechsel anzeigte. Leider gab es kleine Verständigungsprobleme, als Web-Schlumpf vor der Box stand war Papa noch nicht so weit. Das war ein dummer Fehler und kostete natürlich kostbare Zeit, aber gut – aus Fehlern lernt man... Während Papa auf die Reise ging, erkundigte sich Web nach dem aktuellen Stand. Junior grinste unvermeldete "Platz Sechs!". Das war ja schon mal nicht schlecht, doch natürlich würden sich die Positionen durch diverse Fahrerwechsel permanent ändern. Nach einer kurzen Erholungspause wanderte Web zum Zeitenmonitor um sich persönlich ein Bild der aktuellen Lage zu machen. Dabei sah er vor Box 3 einen sehr geknickten Jens sitzen. Nachdem sich zur Mittagsstunde eines seiner Pleuel in den Tod stürzte und dabei sämtliche Motorinnereien mit ins Verderben riss, wurde bis zum 3h-Rennen flugs ein Ersatzmotor eingebaut (hat ja nun auch nicht jeder dabei). Dieser überlebte jedoch nicht mal eine halbe Runde, weil die offenbar schwer trauernde Wasserpumpe den Schmerz beim passieren der Stelle, an dem ihre Kollegen das Diesseits verließen, nicht länger ertragen konnte und den gesamten Kühlerinhalt in einem Tränenmeer auf Jens' Hinterreifen ergoss. Die darauf folgende Schräglage von 90 Grad war definitiv zu schräg – das Rennen für die Hamburger war beendet...
Während Papa noch seine Runden drehte, konnte es sich der Web nicht verkneifen beim Bauch-Racing-Team anzumerken, dass er sich gar nicht erinnern könne mal deren Vorderrad gesehen zu haben, höhö

Aber die nahmen es sportlich und freuten sich wie die meisten anderen einfach daran dabei zu sein. Der Langstrecken-Spirit eben...
Bei den Schlümpfen kündigte sich der nächste Fahrerwechsel an. Web wechselte in anbetracht der späten Stunde auf ein klares Visier, weil er zum Ende seines Turns nicht im Blindflug um die Strecke irren wollte. Papa enterte die Boxengasse und mähte (offensichtlich bereits im Blindflug unterwegs

) diverse Pylonen nieder, die als zusätzliche Schikane aufgebaut waren, was auch direkt mit 10 Strafsekunden auf dem Zeitkonto belastet wurde
Die Armbinde wurde gewechselt und Web-Schlumpf startete in seinen zweiten Turn. In Kurve 3 fuhr er zum ersten mal direkt gegen die tiefstehende Sonne und befand sich im absoluten Blindflug. Das gleiche spielte sich Ausgangs Kurve 5 und auf die Rechts-Hairpin ab. In den ersten zwei oder drei Runden schmerzte das grelle Licht direkt in den Augen, doch mit der Zeit gewöhnten sie sich an die neue Situation. Web begann es zu geniessen, in den Abend und die untergehende Sonne hinein zu fahren – irgendwie ein erhebendes Gefühl. "Papa-Schlumpf wird das lieben!" sagte er sich unterm Helm.
Irgendwann stellte sich die langstreckenübliche Routine ein, Runde um Runde wurde wie in Trance abgespult. Ganz plötzlich zeigte Junior-Schlumpf dem Web noch 3 Umrundungen bis zum Fahrerwechsel an. Die Zeit war wie im Fluge vergangen. Er bog in die Boxengasse, stoppte neben Papa, Junior wechselte die Armbinde und schon war Papa zurück auf der Strecke.
Web tankte für alle Fälle nochmal, gönnte sich etwas Ruhe und begab sich dann irgendwann zum Zeitenmonitor. Zwischendurch plauderte er mit diversen hässlichen Menschlingen und genoss diese ganz eigene Langstrecken-Atmosphäre. Am Monitor angekommen rieb er sich seine trüben Augen, schaute nochmal, schaute deutlicher, und konnte es trotzdem kaum glauben. Das Schlumpfen-Team wurde auf dem 3. Platz geführt! Würden die Schlümpfe nach den 4h von Brünn anno 2005 etwa erneut auf dem Stockerl stehen dürfen? Der Abstand zu den Viertplatzierten war groß genug, wenn Papa keinen Unsinn anstellt würde das locker bis ins Ziel reichen. Freudig aufgeregt gesellte sich Web zu Junior an die Boxenmauer und fieberte dem Ende entgegen.
Als die Drei Stunden zu Ende waren wurde das Team Denz-Heitzer-Pietsch als Sieger abgewunken. Die Schlümpfe zollten Mike mit Beifall ihren Respekt, und warteten ungeguldig auf Papa-Schlumpf. Als er mit geballter Faust übers Ziel und an seinen Teamkollegen vorbei fuhr, hielt Junior nochmals die Boxentafel mit "P3" hoch... es war tatsächlich geschafft

Alle begaben sich zum Parc fermé, Junior nahm die Boxentafel mit um sie dem alten Herren noch mal entgegen zu halten. Papa rollte in die Boxengasse, erblickte ab approximativ 3 Meter Entfernung die Tafel und zeigte überrascht und grinsend auf die Anzeige. Der Blindfisch hatte während der ganzen Zeit nicht auf die Boxentafel gesehen bzw. hätte sie sowieso nicht erkannt

Um so größer war die Freude! Robert rief alle nach vorne um die Siegerehrung durchzuführen. Papa und Web durften auf die unterste Stufe steigen und wuchsen just in diesem Moment um mindestens fünf Zentimenter. Die Pokale wurde verteilt, alle gratulierten sich brav gegenseitig und irgendwie schienen alle glücklich und zufrieden.
Die Schlümpfe gingen zurück in ihre Box und gönnten sich erstmal ein wohl verdientes Feierabendbier....
Der dritte und letzte Teil kommt bald... gute Nacht!