Zum Inhalt

Englische Wochen...

Infos zu und mit Veranstaltern, aber auch zu anderen Themen,
über die es sich lohnt zu sprechen!

Moderatoren: as, Chris

  • heinzmungu Offline
  • Beiträge: 589
  • Registriert: Montag 1. Mai 2006, 11:43
  • Motorrad: GSX-R 1000 K6
  • Lieblingsstrecke: Lédénon
  • Kontaktdaten:

Englische Wochen...

Kontaktdaten:

Beitrag von heinzmungu »

Jeder freut sich auf den 1.Mai, vor allem wenn die Wetterprognose die Fahrradstrecke in Abschnitte unterteilt, die von schönen Biergärten begrenzt werden.
Otto Normalbürger prüft Mittwoch abend des 30.04. seinen Luftdruck am pedalisierten Zweirad und grilliert fröhlich in den Feiertag. Am 1.Mai lang ausschlafen und dann radeln.

Es gibt Menschen, die haben es nicht verstanden…MICH.

Ich hatte meinen engsten Freunden die Teilnahme am alljährlichen Volleyballturnier abgesagt, weil ich mich nicht noch dumm verletzen wollte.
Mann kennt es: Alles gepackt, alles bezahlt. Noch „g’schwind“ was gemacht, Finger verstaucht, Knöchel dick, Knie verdreht. Diese Steilvorlage sollte der Antizünd diesmal nicht bekommen.

Ich hetze Mittwoch von der Arbeit in den nächsten Lebensmitteldiscounter und decke mich mit Dosenfraß ein, kaufe schnell noch einen Kasten Bier und Havanna, vergesse die Cola und packe meine Taschen.

Es geht nach Ungarn. Genau gesagt nach Pannonia.
Die Transe steht vollgeladen im Parkhaus und wartet nur darauf, endlich wieder hochoktanisches Gemisch in rauen Mengen zu konsumieren. Als dann endlich noch die übrigen Verdächtigen sich am vereinbarten Treffpunkt eingefunden, mein Bus noch voller geladen und über Sinn und Unsinn dieser Langstreckenfahrerei diskutiert worden war ging es endlich los.

Geplant war:
17:00 Göppingen -> ca. 20:00 Markt-Schwaben, dort schlafen und alte Freunde wieder sehen.
11:00 Markt-Schwaben -> ca. 18:00 Pannonia spätestens aufschlagen, auspacken und futtern.

Es kam wie es kommen musste:

65km: Ich stelle fest mein Geldbeutel ist nicht in Reichweite. Wird hinten im Rucksack schlummern…
155km: Begleitfahrzeug fehlt
157km: Begleitfahrzeug findet mich auf Parkplatz wieder, Weihnachtsbaum im Cockpit.
Diagnose: Irgendwas mit LiMa, nicht genug Ladestrom. Gemäß Armageddon „Kommt doch alles aus Taiwan“ LiMa bearbeitet, Licht geht aus, wir fahren weiter.
170km: Begleitfahrzeug fehlt
181km: Begleitfahrzeug wieder gefunden…Batterie wird auch so noch halten, weiter geht’s.
205km: Es ist 21:40Uhr, Ziel erreicht.

Die Suche nach dem Geldbeutel begann. Ich konne ihn nirgends finden. Alles ausgepackt, Taschen durchsucht, Bus auseinandergenommen...dann nachgedacht.
Ich Trottel hatte noch schnell mit dem Motorrad einen Akku für meine Kamera geholt und geistesabwesend den Geldbeutel in die Motorradjacke gesteckt. Die hing natürlich fein säuberlich zuhause am Kleiderhaken.
Keine Papiere, kein Geld, kein gar nix. Man fährt ja auch "nur" nach Ungarn. Vorsorglich hatte ich auch alles, Führerschein, Perso, Bargeld, Bankkarte, KV-Karte etc. in den Geldbeutel gesteckt, dass ich auch ja nix vergesse... :roll:

Na ja, es hat auch was sich von seiner Freundin im Rennstreckenurlaub aushalten zu lassen :lol: :lol:

Schnell Frust wegspülen und lecker Pizza mit alten Freunden Essen, viel gelacht.

Am Donnerstag haben wir uns bei einem bekennenden Blitzfetischisten seine kleine Tesla-Spule angeschaut und uns von seiner Blitzerzeugungsmaschine begeistern lassen. Einfach genial, wenn 30cm Blitze sich in der Garage in der Luft entladen!!!

Bild


Dann haben wir, nach langer und aufreibender Diskussion den Insassen des Begleitfahrzeugs beschlossen, dass es fast das gleiche ist ob man auf dem Weg von München nach Karlsruhe oder auf dem Weg von München nach Ungarn vom ADAC aufgesammelt und heimgefahren wird. Also fuhren wir dann endlich, mittags um 16Uhr, gen Ungarn weiter.

Die fahrt war unspektakulär bis auf Brummifahrer, die ohne Vorwarnung und Rücksicht auf Verluste vom Verzögerungsstreifen auf die Autobahn zurückfahren und aus 3 Spuren 2 machen…

Endlich erblicke ich das hell erleuchtete Lager der Fahrer um 23 Uhr, bin von der Fahrt erschlagen und will nur noch ausladen und schlafen.


To be continued...
Das geht noch schneller!!

http://www.HighsideTours.de
  • heinzmungu Offline
  • Beiträge: 589
  • Registriert: Montag 1. Mai 2006, 11:43
  • Motorrad: GSX-R 1000 K6
  • Lieblingsstrecke: Lédénon
  • Kontaktdaten:

Kontaktdaten:

Beitrag von heinzmungu »

Freitag, 2Mai:

Bei der Anmeldung wurde ich gegen meinen Wunsch in die schnelle Gruppe eingeteilt, mit 2:18min wäre man zu schnell für die mittlere. Außerdem wollte ich am Sonntag mein erstes Rennen fahren, die Quali dafür würde am Samstag mittag stattfinden.

Mopped beklebt, angezogen, rausgefahren. Die ersten Runden auf dem Pann seit meinem Sturz mit der CBR schwuchtelte ich nur rum und stand den Kameraden im Weg. Nach 20min gaben auch schon meine Handgelenke nach und ich musste mich ins Lager der Fahrer zurückziehen.

Ich verstand die Welt nicht mehr.

War ich letztes Jahr mit der CBR noch auf dem Knie aus der Boxengasse um die erste Links, hatte ich heute das Gefühl, ich würde eine Intruder um den Kurs tragen und eine Sightseeing Runde drehen.

Hatte ich letztes Jahr noch 30min am Stück locker abgerissen, war ich heute schon nach 20min derart erledigt, dass ich nicht mal ein Bier hätte halten können.

Nach einer Stunde Pause gings los zum 2ten Turn.
Die Jungs der schnellen Gruppe hatten sich derweil eingeschossen und drehten mit dem Finger in der Nase Kreise um mich. Ich war die Wanderschikane schlechthin. Zu meinem Missfallen wurde ich auch mehrmals so dermaßen knapp überholt, dass ich 2 mal alles lösen und den Notausgang nehmen konnte. Ich beschwerte mich nicht…ich fuhr lahmarschig rum und war definitiv in der falschen Gruppe.
Entsprechend unentspannt bin ich noch einige wenige Runde gefahren, immer mit der Angst ich steh einem im Weg rum und werde gleich vom Bock geholt. Also raus, Tränen abwischen, Gruppe wechseln, die ungefähr 10 Aufzündergebote 3mal gesprochen und auf den nächsten Turn freuen.

Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich in der mittleren Gruppe zu meinem Rhythmus gefunden hatte, fuhr aber immer noch viel zu verkrampft und zwangvoll. Ich wollte am liebsten zusammenpacken und heimfahren. Es lief nichts.

Den Letzten Turn lies ich geflissentlich sausen und trank Bier und ließ mich von diversen Hartmetallkapellen laut beschallen, auf dass ich zur Vernunft kommen würde.
Das geht noch schneller!!

http://www.HighsideTours.de
  • Benutzeravatar
  • deronkelheinz Offline
  • Beiträge: 175
  • Registriert: Dienstag 15. April 2008, 10:13
  • Wohnort: Worbis

Kontaktdaten:

Beitrag von deronkelheinz »

weiter schreiben :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!:
oben ist unten, unten ist oben, links ist rechts, rechts ist links, vorn ist hinten und hinten ist vorn. was ist das?
  • heinzmungu Offline
  • Beiträge: 589
  • Registriert: Montag 1. Mai 2006, 11:43
  • Motorrad: GSX-R 1000 K6
  • Lieblingsstrecke: Lédénon
  • Kontaktdaten:

Kontaktdaten:

Beitrag von heinzmungu »

Samstag, 3Mai:

Ich wache auf, die Augen trübe vom letzten Abend. Es ist hell. Verdammt hell. Und ich höre keine Motorengeräusche. Ist schon mittgspause?? Ich schrecke auf, springe aus meinem Luxustransportschlafwohnwagen. Totenstille.

Vor mir taucht eine GSX-R mit der Nummer 13 auf. Der Reiter sitzt ruhig im Sattel, mit seiner Linken macht er eine vertraute Geste. Komm mit, ich zeig dir was.
Ich bin fertig angezogen, setze meinen neuen Helm auf, besteige mein Spalteisen und blicke dorthin, wo die Gixxer stand. Sie war weg. Ich drehe den Kopf Richtung Boxenausfahrt, erspähe das leicht beiseite geschobene Gatter und erhasche das Heck der #13. Der Reiter sitzt, das rechte Bein am Boden, das Linke locker auf der Fußraste ruhend, schräg auf seinem Ross und blickt wartend, aber seelenruhig zu mir hinüber. Er will los.

Erneut wundere ich mich über die stille im Fahrerlager, lediglich ein dumpfes Grollen der #13 ist zu hören. Die Ruhe vor dem Sturm.

Ich starte mein Spalteisen und rolle zur Boxenausfahrt, schließe mein Visier und nicke zur #13 zurück. Wir starten. Völlig unspektakulär fahren wir, mit dem Vorderrad am Boden, auf den Rundkurs und lassen uns vor der Männerrechts nach Start-Ziel auf die Knie, jeder auf sein rechtes. Aus der zweiten rechts lassen wir uns bereits weit raustragen, holen bis zur Mitte der Geraden aus und winkeln, ohne den Gashahn wirklich zu entspannen, in die Links ab. Für die nächste Linkskurve bremsen wir spät, setzen das Knie auf den Asphalt und hinterlassen eine schwarze Spur aus abgeriebenem Plasik. Unbarmherzig ziehen wir am Gas, stellen uns in die Rasten und schmeißen uns auf den Tank um den Boliden unten zu halten. Ich lasse das Gas lange stehen, Bremse spät und hart. Ich bremse bis in die Rechts hinein an den Scheitelpunkt, bleibe schön innen an den Kurbs. Ich spüre die Fußrasten durch den Bodenkontakt vibrieren, wie sie auf dem Asphalt abgefeilt werden, das Schienbein bis zum Knie liegt fast ganz auf dem Boden. Dann Gaaas. Ohne Gnade zieht mich die #13 durch die folgende Rechts-Links, zeigt mir was ich für eine Mimose bin. Und was für eine. Volles Rohr geht es durch die rechts, fast rasiere ich mit dem Hinterreifen durch das kleine Dreckloch am Scheitelpunkt. Die Doppelrechts. Danach den Linksknick und über den Sprunghügel. Klein wie Pumuckl hinter dem Windschild, möglichst weit vorn um die Fuhre still zu halten. #13 zwingt mich, den Rechtsknick vor der Hotelkurve, der letzten Links dieser Runde, fast voll zu nehmen. Kurz nach den inneren Kurbs folge ich dem wild schlingernden Heck und ziehe die Bremse voll durch. Das reicht NIE. Die #13 fällt nach innen, aber nur um kurz das Knie auf den Boden zu setzen, schnellt wie ein Gummiball wieder hoch und öffnet die Gasschieber bis zum Anschlag. Ich tue dergleichen, völlig konsterniert ob der konfusen Linienwahl. Ich folge dem Lehrmeister, koste was es wolle. In der Rechts verewigen sich erneut die Knieschleifer unter großer Beanspruchung und ich halte voll auf die Start-Ziel kurve drauf. Hatte ich gestern hier nicht noch gebremst? Du Weichei!!! Die Rechts spuckt uns auf die Start-Ziel Gerade aus, unter Volllast laden wir das Getriebe durch. Spät, sehr spät lege ich die Hand an die Bremse, bremse noch später, und gleite mit wehendem Knie und nie gekannter Schräglage nahe den Rasengittersteinen um die Männer-Rechts.

Es Piepst.

...
Das geht noch schneller!!

http://www.HighsideTours.de
  • Benutzeravatar
  • beejot Offline
  • Beiträge: 2227
  • Registriert: Montag 20. August 2007, 23:36

Kontaktdaten:

Beitrag von beejot »

Schei** Wecker... :wink:

klasse heimu.. :!:
"Wenn du tot bist, dann weißt du nicht, dass du tot bist. Es ist nur schwer für die anderen. Genau so ist es, wenn du blöd bist."
  • Stefan Offline
  • Beiträge: 50
  • Registriert: Freitag 16. September 2005, 13:45
  • Wohnort: Ismaning bei Muenchen

Kontaktdaten:

Beitrag von Stefan »

joa...Verdammter Wecker! Die Anschlussrunde waere sicher noch flotter gewesen :)
Hammer!!! Wenn man im Wort "Mama" nur 4 Buchstaben ändert, so kommt man auch auf "BIER"!
  • Benutzeravatar
  • Axel Offline
  • Beiträge: 1032
  • Registriert: Mittwoch 23. August 2006, 20:37
  • Wohnort: Lübeck

Kontaktdaten:

Beitrag von Axel »

Heinz, wir waaaarten...los, los, hopp, hopp :D
Termine 2016
  • MX-Strecke
  • Alexa Offline
  • Beiträge: 733
  • Registriert: Samstag 24. März 2007, 10:17

Kontaktdaten:

Beitrag von Alexa »

heinzmungu hat geschrieben: und lassen uns vor der Männerrechts nach Start-Ziel auf die Knie, jeder auf sein rechtes

...
:lol: du schreibst witzig
  • heinzmungu Offline
  • Beiträge: 589
  • Registriert: Montag 1. Mai 2006, 11:43
  • Motorrad: GSX-R 1000 K6
  • Lieblingsstrecke: Lédénon
  • Kontaktdaten:

Kontaktdaten:

Beitrag von heinzmungu »

*Piep—Piep—Piep*

Dieser fiese Ton reiß mich am Bremspunkt ruckartig nach oben, ich verliere den Halt und den Anschluss an #13. Ich öffne die Augen und sehe..Gelb...Es ist zum Glück keine Fahne, sondern der Radkasten meiner Transe. Ich liege in meinem Bus auf dem Rücken, die Arme nach oben gestreckt, die Beine in Hockposition angezogen, Füße in der Luft, Kopf nach rechts gedreht. Die rechte Hand ist gekrümmt, das rechte Bein leicht ausgewinkelt.

Ich blicke nach links und sehe meine Freundin, die mich vor Erfurcht erstarrt anblickt.

„Was machst du da? Rückenübungen? Oder hast du wieder geträumt?“

Ich schließe noch mal schnell die Augen, versuche wieder den Anschluss zu finden.
Es ist vorbei.
Die #13 sollte mir an diesem Tag noch einmal erscheinen, allerdings pfeift sie auf dem Hinterrad an mir vorbei, auf der Lederkombi werde ich Meklau lesen und mich klammheimlich in die Boxengasse zurückziehen um dort still und leise zu weinen.

Unwillig hieve ich mich aus dem Bus, wasche einen Fremden Menschen und mache ihm Rührei zum Frühstück. Ich konnte diesen Traum nicht vergessen und musste unbedingt auf die Strecke, die unglaubliche Linie finden und mich endlich auf dem Hobel wohl fühlen.

Ich quetsche mich also in mein Leder, düse zur Anmeldung um mir den Transponder für das Qualifying zu holen und mache mich für den ersten Turn bereit. Mit geputztem Visier, frischen Unterhosen und großen Erwartungen lies ich mich auf die Strecke winken.

Ich fühlte mich immer noch zu verkrampft, fuhr aber eine einigermaßen ordentliche Linie und konnte mich zu den 8 schnellsten der mittleren Gruppe zählen. Endlich konnte ich jemanden überholen, der nicht beim Reifen warm fahren oder in der Auslaufrunde war, Blümchen pflückte oder eine Intruder um den Kurs für eine Sightseeingtour schob.

Ich traute mich oft nicht das Gas stehen zu lassen, bremste aber immer später und fuhr einigermaßen Konstant. Für den Rechtsknick vor der letzten Links bremste ich zwar immer noch ein wenig, fuhr aber immer schneller auf der Meklauschen Curb-Brems-Kipp-Gaaas Linie und fand 3 Sekunden gegenüber dem Vortag. Der Lügenzettel aus der Anmeldung verhieß mir eine 2:17min, immerhin 1sec. schneller als letztes Jahr mit der PC25. So verliefen die Turns am Vormittag immer besser und ich entspannte mich ein wenig.

In der Mittagspause wechselte ich dann den Hinterreifen von meinem abgelutschten Slick, auf einen leicht angefahrenen Metzler Racetec für das Qualifying, das kurz nach Mittag starten sollte.
Das geht noch schneller!!

http://www.HighsideTours.de
  • Benutzeravatar
  • Flisi Offline
  • Beiträge: 3215
  • Registriert: Freitag 20. Januar 2006, 17:38
  • Wohnort: Maisprach CH

Kontaktdaten:

Beitrag von Flisi »

Mach bitte weiter :lol: 8)
Antworten