Albert hat geschrieben:Nur mal so aus Neugier, was muss man denn so für Zeiten bei den ProThunder fahren (Trocken/Regen) um nicht als Wanderschikane im Weg herumzustehen?
Gruß
albert
Wenn du ne 40 fährst, bist du gut im Mittelfeld aufgehoben.
Hier nun mein obligatorischer Bericht der Ereignisse:
Freitag:
Kaum zu glauben, aber wahr. Jetzt standen tatsächlich die letzten beiden Saisonläufe des Sportbikepokals im Rahmen des Biketoberfestes in Oschersleben auf dem Programm. Also das letzte mal in diesem Jahr das Wohnmobil eingerichtet und den Anhänger gepackt mit allem notwendigen Motorradzubehör angehängt. So ging am Freitag morgen dann die Reise in Richtung Oschersleben los. Knapp sechs Stunden später rollten wir ins Fahrerlager, wo aufgrund der Trainings bereits seit Donnerstag reichlich Trubel herrschte. Schnell hatten wir die gemietete Box gefunden und uns mit den bereits bekannten Mitmietern häuslich eingerichtet. Nachdem alles verstaut war, begab ich mich zu der Anmeldung, um den Papierkram hinter mich zu bringen und mir einen Platz für die am Abend anstehenden Prüf- und Einstellfahrten zu sichern. 15 Minuten später und 45 € ärmer schlüpfte ich dann das erste mal an diesem Wochenende in meine Lederkombi, um das Asphaltband zu erkunden. Die Strecke war noch so wie ich sie das letzte mal verlassen hatte, alle Kurven waren noch da und so drehte ich zügig meine Runden. In einigen Kurven rührte das Fahrwerk immer noch so wie beim letzten mal, da musste dieses Wochenende noch was passieren. Als das Fahren abgewunken wurde fuhr ich zurück in die Box und machte das Motorrad fertig für die anschließende technische Abnahme. Die brachte ich wie immer ohne Probleme hinter mich, einig meine am Heck angebrachten Startnummern fand der technische Kommissar zu klein. Komisch, damit hatte noch keiner ein Problem, aber der gute Mann drückte beide Augen zu und so bekam ich den entsprechenden Aufkleber. Damit stand dem munteren Rennfahren am Wochenende nichts mehr im Wege. Zurück in der Box räumte ich noch meine siebensachen etwas zusammen und dann gab es erstmal was leckeres zu essen. Im Anschluss daran saßen wir noch etwas in der Box zusammen und vertilgten den vorzüglichen Hochzeitstagskäsekuchen, den Ines extra gebacken hatte. Recht bald danach verzogen wir uns in die Betten, schließlich sollten morgen den großen Worten auch große Taten folgen.
Samstag:
Am Samstag morgen ging es um 8:30 Uhr das erste al auf die Piste. Nun ging es also um die Wurst, also los. Es war zwar noch ziemlich frisch, was dem Fahrspaß allerdings keinen Abbruch tat. Nach zwei lockeren Einrollrunden spannte ich das erste mal so richtig den Hahn und wunderte mich ein wenig, das beim Herausbeschleunigen aus der letzten Kurve auf die Start-Zielgerade das Vorderrad zielstrebig en Bodenkontakt verlor und sanft Richtung Himmel drängte. Ich schrieb dieses Verhalten einfach der Tatsache zu, dass es dem Mopped wohl genau so viel Spaß machte wie mir und das eben seine Art war, mir das zu zeigen. So spulten wir beide Runde um Runde ab, und als das zweite freie Training / Qualifying abgewunken wurde stand auf dem offiziellen Zeitenzettel eine 1:44,1. Aha, geht doch, das ist immerhin zwei Sekunden schneller als die schnellste Rennrunde das letzte mal hier, das klang ja mal Vielversprechend. Zumal mir die Zeit locker von der Hand ging, da war ich von meiner persönlichen „letzten Rille“ noch weit weg. Die Zeit reichte dann auch um den Anschluss an das größere Fahrerfeld vor mir herzustellen, also geht die Tendenz nach oben. Das war was ich mir erhofft hatte, also schon ein erster Erfolg an diesem Wochenende. Das anschließende zweite Qualifying versuchte ich mit einem etwas härter eingestelltem Fahrwerk zu bewerkstelligen. Leider war der Verkehr auf der Strecke bei dem vollen Starterfeld ziemlich stark, so dass es mir nicht gelang, eine richtig freie Runde zu bekommen und ich die Zeit vom Vormittag leider nicht verbessern konnte. Das Fahrwerk fühlte sich wenigstens wesentlich stabiler und vertrauenserweckender an, das Pendeln in Schräglage war fast gänzlich verschwunden, also auch ein Erfolg. Und die Zeit vom Vormittag reichte immerhin für Startplatz 36 von 44 Startern, zwei Startplätze vor meinem Dauer- und Lieblingsrivalen Sven Aßmus von Dachland Racing Berlin. Der stand mit einer 1:44,6 in der Startreihe hinter mir, das würde wieder richtig Lustig werden, da war ich mir sicher. Dass ich mit der Zeit auch erstmalig in dieser Saison in der Drittletzten und nicht in der letzten Startreihe stand, bestätigte mir meinen Aufwärtstrend. So verbrachten wir die Zeit bis zum Rennen damit, den anderen Klassen bei der Jagt nach Bestzeiten zuzusehen und hier und da ein mehr oder weniger Sinnvolles Gespräch zu führen.
Rechtzeitig zum letzten Aufruf rollte ich dann mit einem richtig guten Gefühl aus der Boxengasse um kurz darauf meinen Startplatz in der Startaufstellung einzunehmen. Der Flaggenmann gab Reihe für Reihe frei und so machte ich mich auf den Weg, die Einführungsrunde zügig hinter mich zu bringen. Wieder zurück auf meinem Startplatz wartete ich darauf, dass der Flaggenmensch da vorne endlich verschwand und es losgehen konnte. Er ging zur Seite, die Ampel sprang auf Rot und…… was war das denn, keine Sekunde danach war die Funzel tatsächlich schon wieder aus. Das hatte mich dann doch etwas Überrascht, mit einer so kurzen Startphase hatte ich nicht gerechnet. Die meisten anderen anscheinend auch nicht, denn ich konnte mich beim Beschleunigen auf die erste Kurve zu doch ziemlich behaupten. Mit viel Schwung und Motivation lenkte ich in die erste Kurve ein, suchte mir eine Lücke und gab Gas. Das funktioniert ja wirklich, vielleicht war es ja auch nur Glück. War beim letzten Rennen hier die Spitze schon ausser Sicht, konnte ich dieses mal an das Feld vor mir den Anschluss halten und das änderte sich auch während der nächsten zwei Runden nicht großartig. Dann zogen die vor mir allerdings doch etwas weg, trotzdem konnte ich einigermaßen dranbleiben. Von hinten hörte ich ab und an jemanden drücken, ich hatte den Verdacht dass Sven da mal wieder bei mir anklopfen wollte. Ich wehrte mich so gut ich es eben konnte, trotzdem gelang es Sven irgendwann an mir vorbeizugehen. Ich klemmte mich an sein Hinterrad, aber als die ersten von hinten wieder kamen um uns zu Überrunden musste ich ihn dann leider ziehen lassen. In den verbleibenden Runden gelang es mir dann auch nicht, mich nochmals an ihn heranzuarbeiten, so dass ich mit einigem Rückstand nach ihm abgewunken wurde. Na warte dachte ich mir in der Auslaufrunde noch, morgen werde ich mich für die Schmach rächen, das war mal sicher.
Zurück in der Box stellte ich das Motorrad ab, schälte mich aus meiner Lederkombi und bereitete mich langsam auf den geselligen Teil des Abends vor. Immerhin war es ja schon gegen 18:00 Uhr, und um 19:30 stand noch ein Highlight dieses Wochenendes an. Der Veranstalter bat uns nämlich, um diese Zeit mit unseren Motorrädern Spalier zu stehen für einen Mitfahrer, der seiner Lebensgefährtin an diesem Abend auf dem Zielstrich das Ja-Wort geben wollte. Also habe ich noch schnell das Motorrad etwas gereinigt, um mich rechtzeitig am vereinbarten Platz einzufinden. Die Braut und der Bräutigam (übrigens er Stilecht in Lederkombi) warteten schon und die engagierte Blasmusikkapelle holte die beiden ab, um sie auf die Strecke zum dort wartenden Standesbeamten zu geleiten. Nur zum vorbeilaufen war ich da allerdings nicht aufgetaucht, also begann ich mit einigen anderen dem ganzen Zug mit den Motorrädern zu folgen und warteten in gebührendem Abstand auf der Strecke der Dinge die da kamen. Unser Geschenk an das Paar war dann ein paar mal die Motoren der Maschinen bis in den Bergrenzer zu drehen, was eine infernalische Geräuschkulisse gab und die Blasmusik endgültig zum verstummen brachte. Danach fand der Standesbeamte in einer kurzen Zeremonie die passenden Worte, und nachdem das obligatorische Ja-ich will getauscht war rollten wir gemächlich wieder zurück in die Box, mit dem Gefühl bei einer Besonderen Veranstaltung dabei gewesen zu sein. Etwas später begann dann auch im Festzelt die Siegerehrung der heutigen Rennen, und die Blasmusik untermalte das ganze mit für einige gewöhnungsbedürftigen Klängen. Da wir bis jetzt immer noch nicht zu Abend gegessen hatten, beschlossen wir die Feier in Zelt Feier seien zu lassen und kehrten in die Box zurück, wo schon der Grill vor sich hinglühte. Schnell etwas Fleisch darauf verbreitet, Salate auf den Tisch und dann wurde der mittlerweile deutlich spürbare Hunger gestillt. Anschließend saßen wir alle noch gemütlich zusammen und tranken gemeinsam einen Saisonabschlusstrunk, wobei wir uns angesichts der vorgerückten Stunde und der Tatsache, dass morgen noch ein Rennen anstand doch etwas zurück. So gegen 0:30 Uhr verzogen wir uns dann ins Bett, schließlich wollte ich acht Stunden später schon wieder die Bestzeiten jagen.
Sonntag:
Nach dem Aufstehen schlenderte ich gemütlich in die Box, um das Motorrad für´s erste Warmup fertigzumachen. Also etwas Benzin nachgetankt, die Reifenwärmer eingesteckt und schnell einen Kaffe einverleibt. Das musste für die ersten Runden an dem Morgen genügen. So fuhr ich den ersten Turn ohne große Hektik, alles lief glatt. Nach den Zeiten habe ich erst gar nicht geschaut, auf der Strecke war richtig Verkehr. Wieder zurück in der Box schlenderte ich zum Wohnmobil, wo Ines schon mit einem ausgiebigen Frühstück wartete. Ach dem Frühstück wieder zurück zur Box bemerkte ich, dass so langsam die Wolken am Himmel sich immer dunkler verfärbten, da wird sich doch nicht…. OK OK, ich geb´s ja zu, ich hab nachts nich einen kleinen Regentanz aufgeführt, aber daß das wirklich klappt hätte ich dich nicht gedacht. Pünktlich vor unserem zweiten Warmup regnete es dann richtig, hörte wieder auf aber alles war klitschnass. Da ich bei meinem Regentanz auch um Regen während des Rennens gebettelt hatte, baute ich das Motorrad eben schnell auf Regen um und fuhr vorsichtig auf die Strecke. Aufgrund des Wetters war extrem wenig auf der Strecke los, so konnte ich unbehelligt meine Runden abspulen und mich an die nassen Verhältnisse gewöhnen. Als das Warmup abgewunken wurde, hatte ich ein richtig gutes Vertrauen in die nasse Strecke und meine Regenreifen gefasst. Die dunklen Wolken verzogen sich wieder und die Strecke begann zusehends trocken zu werden. Sollte die Regenfahrerei jetzt doch umsonst gewesen sein? Vorsichtshalber baute ich wieder auf trocken um und wartete bis am Nachmittag unser Rennen dran war. Kaum zu glauben, aber kurz bevor wir dran waren begann es wieder zu regnen. Innerlich führte ich Freudentänze auf. Also schnell noch mal die Regenreifen eingebaut, ab in die Kombi und schon ging es raus auf die Strecke, auf welche nun nachhaltigst der Regen rieselte. In der Startaufstellung klafften dann auch riesige Lücken, viele Starter verzichteten auf einen Start bei diesen Bedingungen. Ist ja auch verständlich, gibt wohl nichts Unnötigeres als beim letzten Rennen der Saison im Regen das Motorrad in irgendeinem Kiesbett zu versenken, zumal es für die meisten um nichts mehr geht. Bei mir ging´s immerhin um den Spaß, also los. In der Einführungsrunde fuhren die meisten schon ziemlich langsam, das konnte ja richtig lustig werden im Rennen. Der Start verlief wie der Erste, extrem kurze Rotlichtphase und los. In der Startreihe vor mit hatte nach erfolgtem Start ein Fahrer ein Problem beim losfahren, hob die Hand und die Streckenposten an der entsprechenden Startreihe winkten sofort mit den gelben Fahnen. Dadurch gewarnt zuckte ich kurz mit dem Gas, worauf von hinten Sven an mir vorbeizog und ein paar Meter gut machte. Beim anbremsen auf die erste Kurve war ich allerdings schon wieder vorbei und hängte mich an den nächsten vor mir. So überholte ich einige Fahrer bis ich auf einen rote Honda auflief. Dessen Fahrer war in den Kurven sehr zögerlich unterwegs, ich konnte im wahrsten Sinne des Wortes in seinen Auspuff kriechen, aber aufgrund seine ca. 40PS mehr machte er beim Beschleunigen auf die Geraden jedes Mal so viel Meter gut dass es mir gerade nicht gelang mich neben ihn zu setzen. Das Spielchen ging einige Runden so, und ich versuchte an mehreren Stellen den Kollegen mal zu passieren, aber es wollte auf normalem Wege einfach nicht klappen. Und zu einer wahnwitzigen mit-dem-Messer-zwischen-den-Zähnen Aktion wollte ich mich nicht hinreisen lassen. Schließlich sollte meine treue Suzuki die Saison unbeschadet überstehen, das hatte sie sich redlich verdient. Trotzdem ging mir das motivationslose Hinterhergefahre irgendwann ziemlich auf die Nüsse, und so beschloss ich den Jungen jetzt endlich aufzuschnupfen. Ich brachte mich in der vorletzten Kurve vor der Start / Zielgeraden in Position, um aus der letzten Kurve heraus auf die Gerade alles zu geben. Ich würde einfach Gas geben und dann würde der Schleicher schon sehen was er davon hatte. Gerade hatte ich mir den Plan zur Ausführung zurechtgelegt, klappte in Schräglage mein Vorderrad ziemlich unmotiviert ein. Woooooo, das sollte es also sein, doch noch Schrott fabriziert in den letzten Runden des letzten Rennens schoss es mir durch den Kopf. Irgendwie gelang es mir durch ein glückliches Händchen und entsprechenden Zug am Lenker dem Vorderrad den verlorenen Gripp wieder zurückzugeben, das Motorrad stellte sich auf und ich sah das Kiesbett auf mich zukommen, An einlenken war nicht mehr zu denken, die Strecke würde mir definitiv ausgehen. Also Aufgerichtet und aufrecht sitzend wie Ritter Lanzelott ab ins Kiesbett. Jetzt nur nicht Bremsen, sonst beendest du den Stunt hier mit einem eingesprungen Kiesbettsalto sagte ich mir. Ich zwang mich also die Finger von der Bremse zu lassen und pflügte kerzengerade durch das Kiesbett. Rechts und links spritzten die Steinchen weg, und der Streckenposten kam auf der Wiese hinter dem Kiesbett auch schon auf mich zu, um mich auszubuddeln. Allerdings hatte er die Rechnung ohne meine Entschlossenheit gemacht. Ich pflügte nämlich geradewegs mit Topspeed durch das Kiesbett auf das dahinterliegende Rasenstück nebst arbeitsgeilen Streckenposten zu. Als der das Bemerkte, machte er kurzerhand kehrt und brachte sich hinter seinem Reifenstapel wieder in Sicherheit. Kurz vor dem Reifenstapel gelang es mir dann, die Kurve zu kratzen und ich fuhr über den Grünstreifen wieder auf die Strecke zurück, um mich auf die Verfolgung der roten Honda zu machen. Schließlich fuhr ich hier ein Rennen, das wird nicht zwischendrin aufgegeben. Als ich auf die Start / Zielgerade einbog sah ich von der roten Honda natürlich nichts mehr. Feigling, wie kann man das Missgeschick eines redlichen Mitstreiters wie mir so schamlos ausnutzen. Ich drehte mich kurz nach hinten um, aber auch da sah ich keinen mehr. Also fuhr dich die noch restlichen Runden ohne Druck zu Ende und war doch Erleichtert die Zielflagge zu sehen. Leider sind durch meine Offroadeinlage einige Fahrer durchgerutscht, so dass ich mich am Ende mit dem 11. und damit letzten Platz zufriedengeben musste.
Nach einer kleinen Verschnaufpause begannen wir unsere ganze Ausrüstung im Anhänger zu verstauen und verabschiedeten uns von den noch Anwesenden. Danach machten wir uns wieder auf den Heimweg. Was bleib war das Gefühl, bei einer ganz besonderen Veranstaltung dabei gewesen zu sein.
allen Mitstreitern vom Sportbikepokal die jetzt immer noch lesen sei gesagt: Fettes Dankeschön für eine (trotz der Vorkomnisse) tolle Saison
Gibt es denn auf der Art Motor Seite irgendwann mal die Ergebnisse und Meisterschaftsstände inkl. Hockenheim und Biketoberfest oder sind die alle schon in Spanien?