Ich versuche mich heute mal als "Newbie" an einem Erfahrungsbericht....
Mittwoch, 27.04.
Die Welt ist in Ordnung. Wir (2 3/4 Gixxer-Treiber und ich) hatten es endlich geschafft unseren Saisoneröffnungstermin zustande zubringen. Mein Motorrad hatte ich nach meinen Maßstäben bestens vorbereitet, neu lackiert (sieht viel zu schnell aus) und zum allererstenmal nagelneue Reifen aufgezogen (BT002). Meine beiden Mitstreiter hatten die neuen Brückenstein-Slicks als Aufzündmaterial erwählt und an ihren Kisten im Winter kräftig Materialfetischismus betrieben. Durch einen kurzfristigen Umbau hatte sich der Abstimmungstermin im PS-Tempel von Herrn Mottier auf den heutigen Tag verschoben, doch der abendliche Zusammenbau wäre ja auch eine schöne Einstimmung auf ein perfektes Männerwochenende.
Doch es kam anders, Antizünd schlug mit aller Macht zu. Beim winterlichen Motorumbau war übersehen worden dass sich der Kurbelwellensensor der 3/4 Gixxe von BJ02 zu BJ 03 geändert hat. Der Motor war im Stand wunderbar gelaufen, auf dem Prüfstand sah es jedoch anders aus. Bei der Abholung der Mopeds übergab uns Herr Mottier zwei Diagramme, eines mit wunderbarem optimiertem Verlauf, das andere hielt ich zuerst für den Querschnitt der Dolomiten. Leider war dies der Verlauf der zweiten Gixxe mit satten 41 PS am Hinterrad.

Panik machte sich breit, keine 24 Stunden vor Abfahrt! Doch wir boten Antizünd die Stirn, bauten in einer Schnellaktion den Hauptkabelbaum um. Doch der Motor versagte weiterhin jeglichen Dienst am einzigen redlichen Aufzünder in unserer Gruppe. Antizünds Lachen hallte durch ganz Oberfranken, ein Originalkabelbaum ohne oberen Kabelbaum und Zündschloß kann einfach nicht funktionieren. Machtlos ergaben wir uns dem Schicksal, das drigend ein paar Bier einforderte.

Doch 2/3 der anwesenden verspürten weiterhin das tiefe innerliche Bedürfniss, das hingebungsvoll vorbereitete Material endlich der artgerechten Bewegung zuzuführen(bzw es wenigstens zu versuchen!). Nach zwei Bier waren die Hemmungen gegenüber unserem schwer getroffenen Aufzündbruder überwunden. Wir konnten nicht anders, es fiel uns schwer, doch diese WE musste er mit seinem Schmerz allein zurecht kommen, wir entschieden trotz allem zu fahren. Detlef, unser Mopedverlassenes 1/3, ersäufte seinen Frust in edelster Oberbayrischer Kräutersuppe (Wolpertinger). Zum Glück wurde dadurch sein Sprachzentrum nachhaltig beeinflußt, unser Gewissen war auch ohne weitere Beschimpfungen und Flüche schwer belastet.

Wir machten uns auf den Weg, die zweite Gixxe zusammenzuschrauben.
Donnerstag, 28.04. Tag der Abreise
1.30h war es vollbracht, die 3/4 K4 stand in ihrer vollen materialfetischistischen Pracht vor uns. Es lief wieder nach Plan: Am Morgen schnell die Kawa zum Zoll (INF3), Einkäufe erledigen, Sachen packen.
Es wurde 13.00, geplante Abfahrtszeit. Von Thorsten keine Spur, nur Antizünd war punktlich. Mein Tankschlüssel hatte sich benzingleich verflüchtigt. Antizünd, du Sau, dann schraub ich das Ding halt auf und zu

Um 16.45 war es dann soweit, wir waren tatsächlich auf der Autobahn Richtung Süden. Guns n Roses plärrten aus den Lautsprechern, jeder auftauchende Transporter wurde gnadenlos hergebrannt. Wir hatten 8 Stunden Fahrt vor uns, insgeheim rechneten wir mit Platten, Reifenverlust, Getriebeschaden usw.
Einige lustige Zwischenfälle später(z.B. Pinkelpause auf einem dunklen slowenischen Parkplatz, ein Auto hält versetzt hinter uns, es entsteigen zwei eher leicht bekleidete Mädels...Thorsten schreit. GIB GAS DES SIND NUTTEN!!! Nachdem ich Ihn kräftig ausgelacht hatte schob ich die Bekleidung einfach auf die Landestracht) näherten wir uns der slowenisch-kroatischen Grenze. Die Übermüdung wurde von einem mulmigen Gefühl überlagert. Antizünd würde jede Chance nützen, und dies war seine größte Chance.
Es kam wie es kommen mußte. Von den fünf slowenischen Grenzern hatte nur einer die Füße nicht hochgelegt und sah nüchtern, sogar ernst aus. Dieser näherte sich nun meinem Fahrerfenster.




Endlich rüber nach Kroatien. Natürlich wieder rechts ranfahren, nächstes Papier bezahlen (aber kroatisches Geld hatten wir ja). Beim Zoll zeigte ich mein INF3. Kennt er nicht. So nicht über Grenze, blablabla, diskutier,"gehen zu Chef". Chef kennts auch nicht, kommt aber aus Grobnik (rennstrecke), hat Verständnis und lässt uns schließlich durch. Ich solle auf der Rückfahrt versuchen unauffällig über die Grenze zu kommen, lieber das INF-Papier nicht vorzeigen. Na gut. 1.45h für 500m. Aber wir sind durch. Auch wenn uns mittlerweile fast alles vergangen ist....

Langer Rede kurzer Sinn: Ausweise ab und zu anschauen, Motorräder nach tiefgreifenden Umbauten früzeitig und 100%ig durchchecken und mit einem nicht zugelassenen Motorrad kommt man nur mit einem Carnet nach Kroatien....