...WUSCH...
Die Zielflagge wird geschwenkt.
1...2...3...4...viele Motorräder tauchen auf, keines davon ist ne schwarze Kawa mit nem Blauen Michelin-Männchen drauf.
Fassungslos schauen wir uns an.
Er wird doch nicht....
Wir warten...und warten...
Die Zielflagge wird noch lange geschwenkt, 2 Nachzügler tauchen auf....
keine schwarze Kawa.
Wir verharren noch 3 Minuten an der Mauer, um uns herum feiern schon alle Teams ihr Gelingen.
Motoren drehten hoch, Bierflaschen wurden verteilt.
Ich war mir sooo sicher, dass er mit leeren Tank irgendwo stand, dass ich die Angst seiner Süßen, er könnte vielleicht sogar gestürzt sein, einfach nur abwinkte.
„Quatsch, der legt sich ned in der letzten Runde hin. Aber jetzt leg ich ihn um.“
Da nimmt mich meine Freundin am Arm und schaut mich mit einem unglaublich Schuldbewussten Blick an.
„Schatzi?“
„Hmmmm?“
„Du regst dich ja eh grad auf...“
„A weng....was ist jetzt noch?“
„Na ja....da ist was mit dem Zelt...“
„WELCHES ZELT?“
„Unser Zelt....es ist.....schau's dir einfach selber an...“
„... - ...“
Ich mache die Boxentür zum Fahrerlager auf und blicke in Richtung Zelt.
Es war noch da....nur.....
„FUCK – SO EIN FUUUUUCK“ entgleist mir der Wutschrei.
Dass Hembi gerade ziemlich zermürbt neben mir steht nehme ich gar nicht zur Kenntnis.
Ich laufe schnurstracks zum Lager, wo mich das absolute Chaos erwartete.
Als ich das wahre Ausmaß so langsam begreife, musste ich mich setzen.
„Antizünd, du hast wahrlich Großes geleistet.
Nicht nur hast du Sirenen meinem Teamkollegen ins Ohr flüstern lassen „Es reicht....es reiiiicht....fahr durch....kein Boxenstopp“.
Nein, das hat dir noch nicht gereicht uns den Podestplatz zu versauen.
Du hast auch Ailos, den Gott der Winde, zu einem heftigen Huster gereizt, um unsere Basis zu zerstören. Gleich die volle Breitseite, huh?“
Mir wird schlecht.
Das Pornozelt ist um den Anhänger gewickelt, lehnt zur Hälfte an meinem Auto an und kratzt am Kotflügel. Unser Bett, die Felgen und Reifen und unsere Klamotten liegen verstreut im Fahrerlager herum. Bei den Ludolfs sieht es aufgeräumter aus.
Das war's. Nach den Anfänglichen Höhen und Tiefen, bevor die Saison überhaupt losgegangen war, ist das die Spitze. Das toppt alles.
Nachdem das Zelt und der Anhänger voneinander getrennt sind, mache ich mich mit meiner Freundin daran, unser Zeug zusammen zu suchen. Ich fasste einen Entschluss.
Sofort Einpacken, nach Hause fahren, Wochenende vom Kalender streichen.
Ein untröstlicher und sichtlich enttäuschter Hembi nimmt mich zur Seite und entschuldigt sich für die Wechselverweigerung. Er ist mindestens genauso enttäuscht über das Ergebnis wie ich.
Auch der Veranstalter, Dieter, kann es nicht fassen. Er war nach dem Rennen sofort zu Hembi gekommen hatte ihn gefragt, ob er sicher nicht die Ziellinie überquert hatte. Ob es ein Problem mit dem Transponder sein könnte oder ähnliches.
„Nein, Sprit alle.“ - Wenn, dann verlieren wir mit erhobenem Kopf.
Als Dieter dann noch das Dilemma mit dem Zelt sieht, schüttelt er traurig den Kopf.
„So was hab ich noch nicht erlebt. So viel Pech an nur einem Tag...“
Bei der Siegerehrung bekamen wir einen Trostpreis von Dieter mit den Worten „Für die Pechvögel des Tages [..] mit zu wenig Sprit im Tank [..]“ überreicht: 2 schicke Schweizer T-Shirts.
Danke dafür, und den ehrlich gemeinten Applaus der anwesenden Kameraden und „Konkurrenten“.
Zum Abschluss vergrillten wir unsere restlichen Steaks bei unseren Zeltnachbarn, die uns liebenswerter weise Ihren Grill zur Verfügung stellten. Ich hatte schon alles gepackt, nach dem Essen fuhren wir heim.
Gedankennotiz: Ich fahre NIE WIEDER direkt nach so einem Tag durch die ganze Nacht hindurch nach Hause. Das war schon heftig. Aber mein Dickkopf musste heim. Einfach weg von diesem Ort der schrecklichen Ereignisse.
Wie sich später dann noch herausstellte, hatte Hembi nicht gewusst, dass die neue Kawa nur 3L und nicht 5L Reserve wie die alte hatte. Scheiße gelaufen, Haken dran gemacht, Bierchen drauf geleert.
Wir sind groß genug, um das zu verkraften. So was passiert auf jeden Fall nie wieder.
Und Antizünd, lass dir eins gesagt sein:
UNS KRIEGST DU NICHT KLEIN !!
Positives der Veranstaltung:
Wir sind vorne dabei
Jetzt wissen wir, wie lange die Reserve reicht
Die Contis sind gar nicht so übel...Ich kann nicht klagen.
Ich bin gefühlt schneller geworden → Den Unterschie sieht man am Pann.
Markus ist auch mit seiner schicken neuen 10er, die ihm der Hechi aufgebaut hat, brontal schnell
Wir haben sehr vernünftige Aufzünder im Conti-Cup
To do Liste:
Zelt reparieren
Anhänger abholen und einrichten
Hembi zerbremsen
Hembi zerwheelen
2:05min am Pann!!!
Not to do Liste:
Tankleuchte ignorieren
1s langsamer als Hembi sein
langsamer als 2:05.999 am Pann!!
BILDER:
Markus neues Eisen, Aufgebaut vom Hechi:
Ich, fassungslos am Boden...
Das angerichtete Chaos...
Die verbogenen Stangen aus dem Zelt und meine Begeisterung über das Wochenende
