Ich habe erstmals bei „Futz Racing“ für das Training in Oschersleben 11./12, Juli 2011 genannt. (…) Gegen 18.30 Uhr erreiche ich das Fahrerlager (..) Zügig steuere ich meinen gewohnten Standplatz an. Die Handgriffe sitzen. Eine Stunde später bin ich mit dem Aufbau bereits fertig. Da ich nicht sicher bin, ob ich Zuhause beim letzten Reifenwechsel das Distanzstück in die hintere Felge eingesetzt habe, bau ich das Rad schnell noch einmal (…). Als nächstes steht dann der Weg zum Race-Tower für Anmeldung & Technik- Check auf meinem Programm.
Fahrerbesprechung:
Um 08:00 Uhr ist Fahrerbesprechung. Sie ist für alle Teilnehmer PFLICHT. Der Veranstalter erklärt die Regeln des Rennbetriebes (…) des Weiteren folgen Erklärungen zu den Flaggensignalen und so weiter …
Gruppen-Neueinteilung
ab Mittag 12.50 Uhr: (…) gegen Mittag klart es weiter auf und schon bald scheint die Sonne pur. Wir fahren in vier Gruppen. Ich starte in Gruppe „C“. Transponder sind für alle Pflicht. Sie werden bereits bei der Anmeldung gegen Pfand ausgegeben. Nach der Mittagspause erfolgt die Gruppeneinteilung neu.Bis dahin sind bereits etliche „Abflüge“ zu verzeichnen. Der Veranstalter ruft über Lautsprecherboxen im Fahrerlager alle Zyndis auf, das Training etwas langsamer und umsichtiger angehen zu lassen. Eine ungewöhnliche Ansage eines Rennveranstalters, umso eindringlicher die Botschaft!
Entschlossen, meinen Platz zu verteidigen:
Ich verfehle die Qualifikation für die Gruppe „B“ um eine zehntel Sekunde und stehe mit 1:47,6 hinter dem letzten Kumpel in Gruppe „B“ einen Platz zurück. Anfangs bin ich ein wenig enttäuscht, doch schon bald sehe ich `s positiv und freue mich, in meiner Gruppe immerhin an Platz 1 zu stehen. Ich bin fest entschlossen, diesen Platz zu „verteidigen“, zu fighten und meinen Speed vielleicht sogar noch weiter auszubauen. Das soll mir am zweiten Tag tatsächlich auch gelingen. Nur gut, dass ich`s vorher nicht weiß, ich hätte ansonsten vor Freude nicht mehr geschlafen. Zum Sprintrennen in der Supersport – Klasse SSP 600 habe ich bis zur Stunde nicht genannt. Sollte ich mich weiter verbessern können, würde ich die Nennung für das Rennen im Race-Office abends noch nachholen. Und in der Tat (…) Ich beende das Training am ersten Tag mit 1:45,65. (…)Und wie es eben im Leben so ist, liegen auch auf der Rennstrecke Hochs und Tiefs eng beieinander: Ich kann mich für das Sprintrennen SSP 600 leider nicht mehr (kurz entschlossen) nennen. Die Startaufstellung steht unumkehrbar fest (…) Ein Bonbon aber gibt es für mich dennoch: Ich darf (von Gruppe „C) in die Gruppe „B“ – aufsteigen.
Vorabend / Tag 2:
Am Vorabend des zweiten Trainingstages lerne ich meine Nachbarn näher kennen. Es ist Volker mit Family und Freunden. Volker (…) hat bereits viele Rennen auf dem Buckel und fährt hier unter 1:36. Er ist ohne Bike angereist und diesmal „nur“ da, um seine Erfahrung als „Privat-Instruktor“ an Sohn Marlo und Anja weiterzugeben. Ich bin beeindruckt, mit wie viel „Herzblut“ und Ausdauer Volker von Blickführung, Körperspannung, Linienwahl, Brems- und Einlenkpunkten… erzählt. Dabei ist sein Körper so in Bewegung, als säße er selbst auf dem "Moped". Auch meine Augen hängen an seinen Lippen. Ich will jedes Wort aus dem Erfahrungsschatz dieses Vollblut-Racers aufnehmen (…) Wir finden schnell zusammen. Volker hat meine „Schwachpunkte“ vor allem in der Linienwahl und dem richtigen Schalten im richtigen Augenblick sehr schnell herausgefunden. Wir fahren gemeinsam mit unseren Drahteseln abends noch einmal über die Strecke. Ich bin sicher, dass ich noch Zeiten (…) gut machen kann, sofern es mir gelingt, die Instruktionen von Volker wirklich 1:1 umzusetzen. Vor dem Schlafengehen wechsele ich mein Kettenblatt noch um eine „Zähnchen-Zahl“ auf „Länger“. Ein langer Tag geht zu Ende. Ich schlafe ein – und träume – na, was wohl? GUTE NACHT!
Tag 2: Ein persönlicher Sieg:
Es ist kurz vor 10 Uhr. Helm auf, Reifenwärmer runter. Ich ziehe raus zur Einfahrt in die Rennstrecke. Die Ampel steht noch auf Rot. Vor mir, neben mir, wo hin mein Auge auch blickt: Entschlossen aussehende Zyndis. Ich schließe auf den Racer vor mir betont lässig auf, blicke total verstohlen aus den Augenwinkeln auf die Reifenkanten, Knieschleifer und "Gebrauchtspuren" der Rennkombis der neben mir stehenden Zyndis, um eine Ahnung zu kriegen, mit wem ich `s da draußen auf dem Circuit gleich zu tun haben werde. Dann plötzlich: die Ampel springt auf Grün. Es kann endlich losgehen! Ich fädele mich auf die Strecke ein und ziehe gleich in der ersten Rechtskurve an (…) Kumpels außen vorbei. Meine Ängste, (wieder) zu stürzen, sind restlos verflogen, auch die Schmerzen der Schrauben und Platten in meiner Gas-Hand... sind vergessen! Die organischen Wirkstoffe, die den Jagdtrieb in meinem Kopf steuern, funktionieren trotz der zurückliegenden Traumata und trotz meines inzwischen erreichten Alters (62) noch „störungsfrei“. Vor der „Hasseröde“ ziehe ich im 3. Gang voll auf, "sauge" mich an zwei Kumpels an und kann mich noch vor dem Einlenkpunkt innen vorbei bremsen. In den weiteren Runden habe ich häufig Erfolg damit, dass ich allen Mut zusammenziehe und noch kurz vor den Kurven an meinen Kontrahenten vorbeiziehe in der Hoffnung, dass ich meinen kleinen rot weißen R6-Jet besser bremsen kann. Die meisten meiner Überholmanöver aber laufen aufgrund der von Volker beherzigten Linienwahl, vor allem jedoch auf der Bremse, beim Rausbeschleunigen und dem frühestmöglichen Aufrichten meines kleinen 600ccm-Jets super gut. Am Ende, als die „hässliche“ schwarz weiß karierte Flagge das Turn-Finish anzeigt, ist mein SPIDI klatschnass geschwitzt. Ich habe das Gefühl, als sei ich soeben mein eigenes Rennen gefahren. Erst als ich im Fahrerlager neben Volker stehe, wage ich einen Blick auf meinen Laptimer. Fast wäre ich jetzt vom Moped gefallen. E s steht schwarz auf weiß: 1:43,8. Hurra! Meine persönliche Bestzeit! Und das mit Spaß ohne Ende!
Warum ich das hier poste?
Ich möchte mit meinem kl. Bericht über den Trainingsverlauf in Oschersleben all meinen Kumpels Mut machen, die sich durch einen heftig erlittenen Crash psychisch „eingebremst“ fühlen und daran verzweifeln wollen.
Durch drei schwere Stürze habe ich die unvorstellbaren Kräfte bitter erleben müssen, die man bei einem „Abflug“ vorgeführt bekommt und wie zerbrechlich der eigene Körper doch ist. Dennoch, wie heftig der Unfall und seine Folgen auch individuell sind. Ich für meinen Teil durfte erfahren, dass die mit einem „fetten“ Crash verbunden Probleme sich in den Griff kriegen lassen können, wenn man es entschlossen (!) will. Geholfen haben mir dabei mein „Kampfgeist“, meine körperliche (auch seelische


Es lohnt sich- wenn man es will! Am Ende wird ein persönlicher Sieg stehen – ein individuelles Podium.
Das Training dann zudem auch noch bei schwarz weiß karierter Zielflagge mit einer persönlichen Bestzeit zu beenden – ein weiterer Sieg! Dann noch jede Menge Spaß haben- noch einmal ein weiterer Sieg!
Dies alles zusammen genommen gibt mir ein unbeschreibliches Gefühl des Glücks, das ich nach meinem persönlichen „Comeback“ in Oschersleben hier nun weitergeben möchte.
(Zwei "Angeber"-Pics aus dem hier beschriebenen Training



Euer wohl "Verrücktester"

Snow#4