@mallispoeks
Hab Dank für den Artikel. Ich finde, die Werkstatt von Butze ist noch viel zu gut weggekommen

Noch ein wenig Vorgeplänkel, schmuss jetzt erstmal ins Bett
Teil 2:
Wir müssen da rein
Der Einlasserdling machte einen ziemlich fertigen Eindruck und faselte was von „Keine Ahnung, wo Platz ist, hier geht heute nicht mehr viel“ Ich ließ meine Augen schweifen und blickte auf eine beeindruckende Skyline. Teilweise doppelstöckige Vip-Launchen, unzählige Hapag-Loyd Überseecontainer, eine ganze Companie 40Tonner und einen Reifendienst, vor dem sich die Felgen höher auftürmten als der Watzmann. Respekt, hier schien man über Geld nicht zu reden, es war einfach da.
Von Heini oder anderen Teammitgliedern war nix zu sehen. Schließlich fand ich Heini dann doch, als er mit seinem Gespann gerade versuchte, durch die engen Gassen zu manövrieren. Carsten, dritter Fahrer des ruhmreichen 24h Teams, blockierte mit seinen Mannen derweil die Box 1 und diskutierte mit dem Master of WTCC-Disaster die Modalitäten für den Einlass in das ehemalige Technical Control Center, welches sich in eben jener Box 1 befunden hatte. Ich betrachtete den Chef vom Dienst etwas genauer. Seine Figur erinnerte mich irgendwie an meine Schauma-Schampooflasche. Oben und unten relativ zierlich und schlank, dazwischen so breit wie Günter Gabriel auf seinen Konzerten. Er sprach etwas unverständlich, weil er ständig die Sprache wechselte, gleichzeitig in sein Handy brabbelte und der Abräumtruppe Anweisungen gab. Es stellte sich zum Glück heraus, dass er Moppedfahrer gern hatte und so brauchten wir nicht lange betteln, bis er die Box herausrückte. Der nun folgende gleichzeitige Auszug der Autotruppe und unser Einzug sorgte für etwas Chaos, aber letztlich konnte ich in aller Ruhe mein Willkommensbier öffnen und freute mich des Lebens. Irgendwo lief redliche Musik aus dem Hause AC/DC, der Grill qualmte und ich war am schönsten Ort der Welt. Was ging es mir gut

Carsten und seine Hamburger Jungs um Dipl.Ing Clausen räumten derweil fleißig und geübt das Material aus den Transportern. Ich bin immer wieder beeindruckt, welche Unmengen an Equipment man mittlerweile so rumschleppt. Wenn ich an meine Anfänge zurück denke, die noch gar nicht so lange her sind, muss ich immer ein wenig schmunzeln. Ich hatte weder Rennreifen, geschweige denn Reifenwärmer oder gar Wechselfelgen. Wenn mir jemand vor 5 Jahren gesagt hätte, dass ich mal Besitzer eines Wohnwagens werden würde, ich hätte ihn für unzurechnungsfähig erklärt. Wohnwagenbesitzer waren grundsätzlich Dauercamper mit dicken Bäuchen und schmierigen Doppelripphemden, die den ganzen Tag über Gott und die Welt lästerten. Nun denn, die Zeiten ändern sich... Wohnwagenbesitzer sind gar nicht so schlimm, ehrlich

Ich stellte fest, dass die technische Abnahme schon dicht gemacht hatte und wollte zumindest noch die Anmeldung bei Ottmar hinter mich bringen. Anmeldung? Fück, da war doch was. Meine Lizenzkarte schlummerte sorgsam abgeheftet in meinen Rennordner, der im heimischen Arbeitszimmer im Regal stand. Als mich also die zierliche Frau bei der Anmeldung nach meiner Lizenz fragte, sagte ich mit bestem Schwiegermutterblick “Vorhanden“. „Dann hätte ich bitte gern die Karte“. „Ja also, das ist so...“ Mir gingen die Argumente schnell aus. Zum Glück kam meine liebe Frau sowieso erst am nächsten Morgen nach und ich beschrieb ihr den Fundort der silbernen kleinen Karte. Zufrieden stellte ich fest, das Heini das gleiche Problem hatte. War ich also nicht der einzige Lizenzdepp hier

Als ich gerade an nix Böses dachte, hörte ich hinter mir eine überaus vertraute Stimme sagen „Bruuuder, du alte Hippe, morgen werde ich dich gnadenlos zerwemsen müssen“. Mein Herz hüpfte vor Freude und ich schloss meinen Lieblingsbrenbruder fest in meine Arme. Das Leben kann schön sein. Ich begrüßte natürlich auch seinen exakt 34cm großen Teamkollegen mit dem Wuschelkopf, der auf den albernen Namen Conrad hörte. Bundy präsentierte mir die komplett carbonisierte Superduke, die er zum ersten Mal ausführen wollte. Ein wahrhaft edles Roß. Leider musste ich ihm nichtsdestotrotz mitteilen, dass ich morgen gedachte, schneller als das Licht um den Kurs zu fliegen. Somit wäre auch sein KTM-Gerät leichte Beute für mich. Bundy mixte mir ein Korea und erwiderte: „Beware of Kurt Felix“. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was er meinte, aber ich sollte es noch früh genug herausfinden.
Zurück in Box Uno verspeiste ich eine unschuldige Wurst, bevor das Team noch einige Dinge an der 24h K3 durchsprach. Es war der erste ernsthafte Einsatz der Langstreckenwaffe. Die geniale JOS AHK und die bissigen Premier RPH Beläge konnten zum ersten Mal zeigen, was sie konnten. Die Schnellwechselkonstruktionen für die Felgen waren just in Time fertig geworden und ein frischer Satz Bridgestones wartete auf seinen Langstreckentauglichkeitstest. Wir haben ein sehr schmeichelhaftes Angebot der Brückensteiner bekommen und werden diese bei den 24h einsetzen. Wir waren gespannt, wie lange die Pellen dem Oscherslebener Asphalt standhielten. Heini und Carsten sollten zunächst jeweils einen Turn so lange fahren, wie es der Orginaltank zuließ, danach waren 30min Turns geplant, um die Boxenstopps unter Echtbedingungen zu testen. Diverse Schlagschrauber lagen bereit, um schnell wie Oskar Felgen wechseln zu können. Ich betrachtete die in ihr nunmehr schwarzes Kleid gehüllte K3 und mein Blick blieb wie schon so oft am völlig kiesgestrahlten Kupplungshebel hängen. So ein zerhämmertes Teil hatte sie nicht verdient. Ich griff in die Sturzteilekiste, gönnte der Kleinen einen jungfräulichen Griff und streichelte ihr ein wenig über den gespachtelten Tank. Sie hatte schon ein bewegtes Leben hinter sich und einfach ein wenig Zuwendung verdient. Nach dem ein oder anderen Kaltgetränk verabschiedeten sich die ersten Schrauber in ihre Betten. Ich überlegte derweil, wo ich mein Nachtlager einrichten sollte. Der Wetterbericht hatte nicht gelogen, es war schlicht und ergreifend schweinekalt in der Börde. Leider bin ich bekennender Alleinschläfer und bekomme beim kleinsten Schnarchanfall in einem Mehrbettschlafzimmer kein Auge mehr zu. Daher war die Entscheidung schnell gefällt, ich ließ mich in meinen Bus fallen und schlug hart auf. Leider war meine Lumatra noch im Wohnwagen und ich hatte eine aufblasbare Isomatte meiner Frau eingepackt. Ich blies dieses Teil so dermaßen auf, das ich ständig nach links oder rechts runterzurollen drohte. Irgendwann hatte ich aus Bettdecke, Isomatte und meinem extremst geschmeidigen Körper ein molliges und rollsicheres Paket gefaltet und schlief schnell ein. Nicht ahnend, welche bewusstseinserweiternden Dinge am morgigen Tage passieren sollten...
Schlaft schön
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