3. Akt – Eins-Fuffzich
Ich wache früh auf.
Mit der Ansage an Hembi im Hinterkopf schnappte ich mir die Kamera und mein Fahrrad, um die Strecke zu umrunden. Der Tag fing gut an…der Reifen war platt. Also nur ein bischen rumschlappen und ein paar Ecken aus der Ferne anschauen.
Der Kurs sieht aus wie im Video….Kurve an Kurve an Kurve. Meine Fresse, das wird hart.
Aufgrund unserer Zeiten, die wir am Pann abgeliefert hatten, waren wir von der Rennleitung in die Schnellste Gruppe, A1, befördert worden. Als ich im Fahrerlager umherblickte, wurde mir beim Gedanken daran mumlig. Hier die Russische Meisterschaft mit den größten Transportern am Markt, da ein DRC Team mit riesen Auflieger, Material vom Feinsten um uns rum. Mechaniker wuseln um Motorräder, wuchten Reifen, tragen 2 Satz Felgen in die Boxen, knapp bekleidete Begleiterinnen der Russen…ich fühlte mich ganz klein und unbedeutend.
Zurück ins Zelt, Reifenwärmer einstecken, frühstücken.
Der erste Turn für A1 war um 10Uhr.
Sogar Hembi bewegte sich aus dem Bus, um den ersten Turn zu fahren.
Er wollte mich ganz genau auf eine 1:51min ziehen, und dann immer kurz vor der Ziellinie das Gas zumachen, nur um mich zu ärgern
Wir fuhren zusammen raus, blieben für 1,5 Runden zusammen. Dann wurde Hembi überholt.
Gnadenlos drosch er hinterher und ließ mich für die anderen zum Fraß. Um meine tolle Ausrede zu wiederholen: „Ich hatte noch keine Orientierungspunkte….“

;)
Nach 3 Runden blinkte die Tankleuchte, ich Arsch hatte natürlich nicht getankt. Da mir eh schon die Handgelenke weh taten und ich auf keine vernünftige Linie kam, fuhr ich gleich raus. Hembi fuhr gleich mal ne 1:50min zum aufwärmen. Nur um zu zeigen, dass es geht.
Turn 2.
Wir fahren zusammen raus – und werden gleich wieder mit Rot abgewunken.
Im Omega hatte sich gleich einer gehighsidert. 6min an der Boxenausfahrt anstehen, dann noch 5 Runden fahren. Immerhin. Aufgeräumt wurde hier relativ schnell.
Mein Laptimer verkündete mir eine 1:53min als Bestzeit.
Und ich war konditionell schon am Ende. Hembi nahm sich meine GoPro vom Tank und analysierte das Video.
„Fährst ja schön durch die Landschaft. Viel zu lahm. Da musste Gas geben…da später bremsen…oh mein gott, wie lange du da rollst…Jungejunge, hat der dich außenrum alt aussehen lassen…Schalt doch mal nen Gang höher“
Da war es um mich geschehen. Ich wollte nur noch die 1:50min auf dem Laptimer haben, um ihm den Start zuzuschustern. Als „Dankeschön“ *hehehe*
Ich schaffte, zu Hembis völliger Ver- und Bewunderung, was mir noch nie gelungen war.
Wenn ich ne Strecke nicht kenne, und das erste mal drauf fahre, passiert normalerweise folgendes:
Ich fahre auf der neuen Strecke spätestens in der 5ten Runde, bis auf vielleicht 3-5 Hundertstel, die schnellste Zeit vom ganzen Wochenende. Und das war die ganze Saison schon so, zu Hembi’s „Freude“.
Nicht heute. Ich verbesserte mich in jedem Turn, den ich fuhr.
Nach Hembis Hochrechnung sah es danach aus, als ob er tatsächlich den Start machen müsste. Ich wich nicht mehr von meinem Motorrad, nicht dass er die Fußrasten verändert oder so

:twisted:
Meine Zeiten:
1. Turn: 1:55.78min (Hembi lächelt und gibt Tipps)
2. Turn: 1:53.07min (Hembi lächelt nur noch)
3. Turn: 1:51.67min (Hembi wirkt angespannt)
4. Turn: 1:51.36min (Hembi schleicht nervös umher)
Hembi war schon so nervös, dass er seinen Gasgriff während der Fahrt immer heftiger Molk. Er fuhr eine 1:47min während der Flucht nach vorne.
„Bloß nicht dranbleiben lassen, den Stefan.“
Der Finale Turn für den Freitag stand an.
Hembi schaute mich sorgenvoll an, als ich noch mal den Helm aufsetzte.
„Bleib sitzen. Mach lieber gemütlich im letzten Turn. Denk an das Rennen morgen…“ Er versuchte es mit allen Mitteln.
Ich versicherte ihm, gaaanz gemütlich zu fahren. Und die Eins-Fuffzich zu fällen.
An der Boxenausfahrt schob ich mich an allen potentiellen Hindernissen vorbei um meine Gixxe voll ausquetschen zu können. Der Fahrer vor mir war ein Schneller. Und zog mich ungewollt hinter sich her.
Ich holpere aus der letzten rechts auf Start-Ziel.
Blick auf den Laptimer. „Die wird gut“
Ziellinie.
Laptimer: 1:52min (offizielle Zeit: 1:52.388)
Ich bremse fast zu spät in die Schikane ein, 1. Gang, die AHK sorgt für ein sanft einrutschendes Hinterrad. Schnell umlegen, aufrichten, Feuer!
Gewicht nach vorne, 2.Gang, Gruß ans Getriebe.
Über die Kurbs räubern, schnell zwei mal schalten, mit 4ten Gang und pfeifendem Knie die lange links. Spät auf der Bremse, die AHK mit 2 Tritten in Wallung gebracht, geradeaus durch den Rechtsknick über die Kurbs bremsen. Einlenken, umwerfen auf die andere Seite, Vollgas durch die Doppelrechts. Innen über die Curbs aus dem Geschlängel eine Gerade gemacht, 1 Gang reingetreten. Umlegen, Feuer!
4 Gang, der Linksknick geht voll!! Spät in die Rechts reingebremst. Mist, wieder zu früh.
Vor dem Scheitel spanne ich schon wieder den Hahn. 3ter, 4ter, Bremse, 3ter, 2ter. Nach der rechts gebe ich Schub, lege nach links um und bremse leicht in die Kurve rein. Links halten, spät in die Rechts einlenken. Feuer durch den langen Linksbogen!! Dann die eklige Doppelrechts auf S/Z.
Zwischen den beiden Rechtskurven kurz den Hinterreifen mit Vollgas belasten, umlegen, raus auf S/Z.
Laptimer: 1:50.6xx min (offiziell: 1:50:589min)
Da isse, die Eins-Fuffzich. Hembi hat den Start.
Ich fahre die gleiche Linie noch eine Runde, wieder eine 1:50min.
Ich lasse ausrollen, fahre ans Zelt und tanze vor Markus entgleistem Gesicht.
Yippieyayei – Schweinebacke
